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zierungen seines maurerischen Diploms Zauberfiguren zu
erblicken glaubte. Obschon Tournon nur in Frankreich
maurerischen Versammlungen beigewohnt und nicht einmal
gewußt hatte, ob es in Spanien auch Maurer gebe, dagegen
so unklug gewesen war, seinen Angestellten die Aufnahme
anzuraten, hob die Inquisition eine strenge Untersuchung
gegen ihn an, machte es ihm u. a. zum schweren Vorwurfe,
daß die Maurer bloß an einen Gott, statt an die Drei-
einigkeit, glauben, und verurteilte ihn dann aus besonderer
Milde zu einjähriger Haft und nachheriger Verbannung
aus Spanien; während seiner Haft aber mußte er die
Exercitien des Ignatius von Loyola durchmachen, täglich
den Rosenkranz beten, den Katechismus auswendig lernen,
an den hohen Festen beichten, knieend seine „Ketzereien“ ab-
schwören und sich verpflichten, niemals wieder maurerischen
Versammlungen beizuwohnen, ja sogar sich nie wieder als
Maurer zu bekennen. Erst unter der französischen Herr-
schaft hörte die Verfolgung der Freimaurer auf, doch nur,
um nach deren Ende von Neuem wieder zu wüten. 1815
wurden die meisten von ihnen verhaftet, 1824 alle vogel-
frei erklärt, 1825 ihrer fünf in Granada gehängt und
ein Aufzunehmender zu achtjähriger Kettenstrafe verurteilt,
1829 in Barcelona einer, der Oberst Galvez, hingerichtet
und zwei andere auf die Galeere geschickt, 1853 die ganze
Loge zu Gracia bei Barcelona, mit dem Deutschen Eybert
an der Spitze, verhaftet und die Mehrzahl zu mehrjährigem
Kerker verurteilt. Endlich hat aber die Nemesis dieses
scheußliche Regiment erreicht, welches des Mittelalters
dunkelste Zeiten in unsere helle Gegenwart hineinzwängen
zu können wähnte.
Nicht so blutig wie im Süden, aber dauerhafter war
die Unterdrückung des Bundes in Österreich. Unter
Franz I., der selbst Maurer war, hatten die Freimaurer
zwar von Seite der strengen Maria Theresia einige Ver-