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denkt, meistens aber abgeschafft. Verschwiegenheit über seine
Verhandlungsgegenstände und seinen Mitgliederbestand hat
der Bund mit vielen anderen Gesellschaften gemein und ist
also in dieser Beziehung bloß eine geschlossene, nicht eine
geheime Gesellschaft. Von geheimen Vorgängen, Umtrieben
und Thaten, wie solche bei den Jesuiten und den politischen
geheimen Vereinen neuerer Zeit vorkamen, ist im Freimaurer-
bunde keine Spur zu finden.
Der Freimaurerbund ist, wie schon gesagt, in jedem
Lande für sich, und ganz unabhängig von anderen Ländern
organisiert. Ein engerer Verein von Maurern, welcher sich
regelmäßig in seiner Gesamtheit versammelt, heißt eine Loge,
(französ. auszusprechen: Lohsche). Der Ort (die Stadt), wo
sich eine oder mehrere Logen befinden, heißt Orient,
der Vorsitzende der Loge: Meister vom Stuhl, welchem zwei
Aufseher oder Vorsteher und mehrere andere Beamte zur
Seite stehen. Auch die Versammlungen sowohl, als die Ge-
bäude, in welche solche stattfinden, heißen Logen. Eine Loge
kann isoliert, d. h. vollkommen unabhängig sein; dies ist je-
doch sehr selten der Fall. In der Regel gehört eine jede einem
Vereine von Logen an, welcher den Titel Großloge oder
Großorient führt. Die einzelnen Logen eines solchen Bundes
arbeiten bald nach einem gemeinsamen Systeme, bald auf
verschiedene Weise. Diese Großlogen besitzen wieder sehr
verschiedene Einrichtungen. An ihrer Spitze steht in der
Regel ein Großmeister mit mehreren Großbeamten,
welche Würdenträger bald aus freier Wahl der Abgeordneten
sämtlicher verbündeten Logen, bald aus eingewurzelten und
veralteten Vorrechten der Logen gewisser Oriente hervorgehen.
Die freieste Logenverfassung hat die Schweiz, wo der Sitz
der Großloge alle 5 Jahre wechselt. In monarchischen Staaten
ist dieser Sitz in der Regel an die Residenz gebunden. In
Deutschland existieren acht Großlogen, deren Gebiete ein-
ander wechselseitig durchkreuzen, so daß sich oft in einer Stadt
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