Full text: Die Freimauerer, deren Ursprung, Geschichte, Verfassung, Religion und Politik.

— 92 — 
einig sein. Daß sie die erstere nicht haben, und vermöge 
der geschichtlichen Entwickelung des Bundes nicht haben 
können, ist bereits gezeigt worden, und daraus folgt auch, 
daß sie nicht einerlei Ansichten haben können, zu deren Her- 
beiführung irgend welche allgemeine Vorschriften oder Ver- 
abredungen erforderlich wären, die schon deshalb nicht denk- 
bar sind, weil viele Großlogen mit vielen anderen gar nicht 
im Verkehr stehen. 
Es giebt daher ungemein viele Ansichten unter den 
Freimaurern, und zwar nicht nur, wie selbst die Ultra- 
montanen zugeben, solche vom zahmsten Liberalismus bis 
zum entschiedensten Radikalismus, sondern auch sehr kon- 
servative, ja sogar politisch reaktionäre und religös orthodoxe. 
Man kann die letztere Richtung sogar der Mehrzahl 
der Angehörigen des schwedischen Systems, also der soge- 
nannten großen Landesloge von Deutschland (die aber 
nur eine von acht deutschen Großlogen bildet) und der- 
jenigen von Dänemark und Schweden, sowie der britischen 
und amerikanischen Neutempler (oben S. 46 fh zuschreiben, 
ohne ihnen unrecht zu thun. Ja, ganz sicher wäre auch 
der Ultramontanismus im Freimaurerbunde vertreten, wenn 
nicht verschiedene Päpste denselben in den Bann gethan 
hätten. Diesem Umstande aber ist es zuzuschreiben, daß 
unter den verschiedenen politischen und religiösen Ansichten 
der Freimaurer, wenigstens in ganz oder teilweise katholischen 
Ländern, die antiultramontane oder antiklerikale Richtung 
am meisten hervortritt. Denn wenn die Päpste Krieg mit 
der Freimaurerei haben wollten, so mußten sie sich auch 
Antworten gefallen lassen. Daß aber der erste Angriff in 
diesem Kriege von päpstlicher Seite ausging, beweist klar 
die Bulle Clemens XII. vom 28. April 1738, „in 
Gcminenti“ genannt, die erste, die sich mit den Freimaurern 
beschäftigte. Wäre dieser Bulle irgend ein Angriff oder 
eine Beleidigung des Papsttums durch die Freimaurer vor-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.