Full text: Die Freimauerer, deren Ursprung, Geschichte, Verfassung, Religion und Politik.

— 94 — 
ihren Versammlungen der Besprechung politischer und 
religiöser Fragen zu enthalten. Diese Gebote sind aber 
unmöglich streng durchzuführen und werden daher häufig, 
ohne schlimme Absicht, verletzt. Denn wer will genau be- 
stimmen, wo die Begriffe „politisch" und „religiös“ an- 
fangen und wo sie aufhören? Wie soll es ausführbar sein, 
moralische, sociale und wissenschaftliche Gegenstände, die doch 
den Freimaurern überall erlaubt sind, zu besprechen, ohne 
dabei mehr oder weniger an Politik und Religion anzu- 
streifen? Wie will man und wer will es den Freimaurern 
verbieten, sich unter sich über die von den Päpsten gegen 
sie ergriffenen Maßregeln auszusprechen? Es giebt im Frei- 
maurerbunde keine Censur, und somit kann er es auch 
nicht verhindern, daß einzelne hitzige Brüder bisweilen „über 
die Schnur hauen“" und die Außenwelt glauben machen, 
ihre extremen Ansichten seien solche des Bundes. Was aber 
radikale Freimaurer bisweilen sündigen, das bringen ihre 
konservativen Brüder redlich wieder durch Außerungen ein, 
die den Ultramontanen sehr gut gefallen würden, wenn es 
nicht im Interesse der letzteren läge, diesen Umstand totzu- 
schweigen und unter dem Namen „Freimaurer“ alle ihre 
Gegner in einen Topf zu werfen, d. h. unter einem Namen, 
der für den ungebildeten Teil des Volkes etwas unheimliches 
hat und in abergläubigem Wahn sogar mit dem Fürsten 
der Hölle in Verbindung gebracht wird. Das ist ein be- 
quemes Mittel bei Wahlen u. dergl. und wird es wohl 
noch lange bleiben. — 
Die Freimaurer, unter denen sich der Schreiber dieser 
Zeilen bewegt hat, nämlich diejenigen der Schweiz und eines 
Teiles von Deutschland, hat er durchweg als Männer von 
Ehre, als ruhige, gemäßigte Bürger, als Feinde jeder 
politischen und konfessionellen Agitation kennen gelernt. 
Und das nicht etwa aus Mangel an Einweihung in gewisse 
Geheimnisse; denn der Verfasser ist soweit gestiegen, als es
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.