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in diesen Gegenden möglich ist und war wiederholt Ab—
geordneter an Großlogen, welche Ehre nur für solche Frei-
maurer erreichbar ist, die den Meistergrad schon einige
Jahre besitzen. Sogenannte höhere Grade aber sind, wie
schon gesagt, ohne wirkliche und allgemeine Bedeutung.
Von irgend einem ihm bekannten „Bruder“ zu glauben,
daß er ein heimlicher Revolutionär sei, wäre bei Kenntnis
der Personen und der obwaltenden Verhältnisse einfach
lächerlich. Ebenso lächerlich aber wäre es, die Minister,
Generale, Geheimräte, Professoren u. s. w., welche Frei-
maurer sind, für verkappte Umsturzmänner zu halten!
Man braucht nur einigermaßen den gesunden Menschen-
verstand walten zu lassen und gar nicht selbst Freimaurer
zu sein, um zuzugestehen, daß die durchweg geachteten und
ruhigen Männer, welche an der Spitze der verschiedenen
Freimaurerbünde stehen, nicht nur nicht das geringste
Interesse haben könnten, heimlich auf Revolutionen und
kirchenfeindliche Handlungen zu zielen, sondern damit
geradezu einen moralischen und ökonomischen Selbstmord
begehen würden. Auch ist es für vernünftige Menschen
gar nicht denkbar, daß die Menge der Freimaurer, welche
die Ultramontanen in ihrer Unkenntnis vom Bunde „un-
eingeweiht“ nennen, von den angeblichen destruktiven Planen,
welche die Ultramontanen entdeckt zu haben wähnen, nie-
mals etwas gemerkt hätten. Da müßten sich ja die angeb-
lich „Eingeweihten“ aus lauter bornierten Leuten rekrutieren,
und dann wären wieder ihre Plane nicht zu fürchten!
Es giebt überhaupt keine andere freimaurerische Ein-
weihung, als jene der einzelnen Grade. Die ganze
Organisation des Bundes ist aber der Art, daß irgend
welche Geheimnisse zwischen den Mitgliedern sich nicht völlig
verbergen lassen und daß Geheimnisse politischer und kirch-
licher Art noch weniger verborgen bleiben könnten als andere,
vorausgesetzt, daß nicht alle Brüder auf den Kopf gefallen