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natürlich der ärmeren Klassen, wie Waren nach allen Welt—
gegenden durch elende und gewissenlose Aufkäufer und Ver—
käufer verschickt und verhandelt. Sie werden in Hamburg,
wohin man sie durch Ausschreibungen von Stellen als
Gouvernanten, Dienstmädchen, Verkäuferinnen u. s. w. lockt,
teils nach Südamerika (Bahia, Rio de Janeiro, Montevideo,
Buenos Ayres, und ein Rest noch weiter durch die Magellans—
straße nach Valparaiso), teils nach Nordamerika verschifft,
wo indessen die einheimische Konkurrenz sie meist entweder
den Mississippi hinab nach New-Orleans, oder über die
Prärien und das Felsgebirge nach Kalifornien verschlägt.
Von hier wird die Westküste Amerikas bis nach Panama
mit dem „Bedarf versorgt“, während Westindien und Mexiko
sich aus New-Orleans „versehen“. Andere deutsche Mädchen
werden unter dem Namen von „Böhminnen“ über die Alpen
nach Italien versandt und gehen von hier weiter nach
Alexandria, Suez, Bombay, Kalkutta, Singapore, Hongkong
und Shanghai. Dagegen sind das niederländische Indien
und Japan „schlechte Märkte“, weil die holländische Regierung
in ihren Kolonien keine weißen Mädchen dieser Art duldet,
Japan aber eigene hübsche und „billigere Ware“ besitzt und
auch aus San Francisco welche bezieht. Rußland versieht
sich aus Ostpreußen, Pommern und Posen; die erste Station
ist gewöhnlich Riga, wo die Seelenverkäufer aus Petersburg
und Moskau ihre „Einkäufe“ machen und sie in starken
„Sendungen“ über Nischnii-Nowgorod und den Ural bis
in das Innere Sibiriens spedieren. Joest hat sogar in Tschita
jenseits des Baikalsees ein so verhandeltes deutsches Mädchen
getroffen.
2. Der Mädchenhandelin verschiedenen Ländern.
Daß dieser niederträchtige Schacher sich übrigens auf
alle Länder der Erde erstreckt, mögen folgende einzelne
Beispiele zeigen: Ein fremder Agent, der sich mehrere Tage