Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

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daß in sehr vielen, wenn nicht den meisten Fällen, die jungen 
Damen der Modegeschäfte Londons den Gelüsten ihrer 
Prinzipale und die Schauspielerinnen denen ihrer Direktoren 
zum Opfer fallen, daß diese Unglücklichen also mit ihrer 
Ehre das „Glück“ ihrer Anstellung bezahlen und das Harem 
des Vorgesetzten bilden. Es ist ferner oft genug der Fall, 
daß Bordellwirtinnen, denen das Handwerk gelegt ist, Bureaux 
zu Stellenvermittlungen eröffnen und dann die Mädchen, 
die von ihnen gute Dienststellen zu erhalten hoffen, durch 
List der Prostitution zuführen, indem sie dieselben hinhalten, 
bis sie nichts mehr besitzen und ihnen Geld schulden, worauf 
ihnen der „letzte Weg“ die Schuld zu tilgen, eröffnet wird. 
Solche Opfer werden auch Herren als „Reisebegleiterinnen“ 
mitgegeben! London giebt nicht nur unabsichtlich tausende 
seiner Kinder zu schlechten Zwecken an das Festland ab, 
sondern empfängt ebensoviel, vielleicht mehr solche aus dem 
letzteren. Es werden regelmäßig deutsche, schweizerische, 
belgische und französische Mädchen nach London verkauft 
und dort „verbraucht.“ Die Hauptrolle dabei spielen die 
Kuppler (maquereau) in der französischen Kolonie Londons. 
Auch ein Georg N. aus Hamburg lebte von diesem Sklaven- 
handel und bedrohte eine Dame, Miß Sperling, die ihm 
zwei Opfer entriß, mit dem Tode; aber umsonst beschwerte 
sich der Senat von Hamburg 1884 durch den deutschen 
Gesandten, Grafen Münster, über dieses Treiben bei den 
englischen Behörden, welche nicht dagegen einschritten. 
Bezüglich des angedeuteten Handels mit englischen 
— 
Mädchen nach dem Festlande, besonders nach Belgien, dessen 
war, verweisen wir auf den Roman „Clarissa,“) welcher 
auf Thatsachen beruht, und dessen Einleitung die letzteren 
aktenmäßig darlegt. Wir vervollständigen dieselben hier dahin, 
daß der dort (S. XI und XXIV) als Mädchenhändler 
*) S. oben S. 117.
	        
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