Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

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den Mädchen Stellen in Konstantinopel als Bonnen, Laden— 
mädchen u. s. w. In der türkischen Hauptstadt werden 
sie dann — versteigert; durchschnittlich gelten sie 50—60 
türkische Pfund. Haben sie in Stambul, von Stufe zu 
Stufe sinkend, ausgedient, so werden sie nach den genannten 
weiteren orientalischen Stationen befördert, bis nach Kalkutta, 
um schließlich im Hospital zu enden! Versuche des Wider- 
standes und der Flucht werden durch Prügel und alle Arten 
von Folter niedergeschlagen. Die rumänische Regierung 
könnte bei etwas mehr Energie diesem Greuel ein Ende 
machen. — 
Aber auch aus Rußland wird solcher Handel nach 
Konstantinopel betrieben, woran sich um 1884—85 besonders 
der Jude Chaim Pick in Odessa beteiligte. Er hatte eine 
Agentin, welche junge Mädchen, denen sie angebliche Freier 
vorspiegelte, unter allerlei Vorwänden auf ein Schiff lockte, 
das dann mit ihnen nach dem Bosporus abfuhr, wo sie an 
ein Bordell verkauft und darin eingesperrt wurden. Durch 
zwei der Unglücklichen, von denen die eine in das Spital 
gekommen, wurde die Sache ruchbar; Pick wurde zu zehn 
Jahren Zwangsarbeit verurteilt, seine Agentin und die 
beiden Pseudo-Freier nach Sibirien geschickt. Ein anderer 
jüdischer Mädchenhändler in Odessa war Chaim Rosenblitt, 
dessen Gehilfin Chaia Jakuba Mädchen auffing, die Stellen 
suchten, sie tröstete, ihnen zu helfen versprach und sie dann 
ihm zuführte, der sie auf ein nach Konstantinopel gehendes 
Schiff brachte. Auch dieses Henkerpaar erreichte die Nemesis. 
Eines ihrer Opfer hatte den russischen Konsul zu benach- 
richtigen gewußt. Der Makler wurde zu 9 und das Weib 
zu 4 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 
Dieser Strenge gegen die Menschenhändler steht aber 
auch eine solche gegen Frauen gegenüber, welche der Polizei 
verdächtig zu sein auch nur scheinen. In Odessa war es 
auch, wo eine junge und hübsche Näherin, Alifanoff, 1885
	        
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