Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

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Mädchen verkauft wurden, um in der türkischen Hauptstadt 
die Bordelle zu bevölkern. 
Gegen Ende 1889 erschienen in den Blättern von 
Toronto in Canada Anzeigen, mittels welcher man Mädchen 
für gute Stellen im Westen suchte. Viele meldeten sich, 
etwa ein Dutzend wurde angenommen, welche guten Familien 
angehörten. Ein Agent übergab sie einer Frau, welche sie 
über Chicago nach Denver in Colorado brachte. Von hier 
führte man sie unter Vorwänden nach einem Lagerplatze, 
gab ihnen dann betäubende Mittel ein und mißbrauchte sie 
in bewußtlosem Zustande. An der Flucht verhinderte man 
sie durch Drohungen mit dem Tode und unterwarf sie zwei 
Monate lang der unwürdigsten Behandlung. Endlich konnten 
Einige fliehen und kamen nach Toronto zurück. Von den 
Ubrigen — weiß man nichts. . 
Noch im Jahre 1890 bestand ein lebhafter Mädchen— 
handel zwischen Ungarn, Serbien und Rumänien. In 
Budapest und Belgrad wurden Mädchen aus Deutschland, 
sterreich und Savoien, denen man Stellen angeboten, in 
Bordellen gefangen gehalten, und in Bukarest befand sich 
ein geheimer Markt für Prostitutionsfutter im Orient. Auch 
in Genf wurde solcher Handel mit schweizerischen Mädchen 
lebhaft betrieben. 
Am 26. März 1890 kam in Hongkong ein japanisches 
Schiff an, in welchen man, durch einen pestilenzialischen Geruch 
zu Nachforschungen veranlaßt, im Kohlenraum acht Leichname 
und vier noch lebende Japanerinnen fand, welche von 
Sklavenverkäufern dort versteckt waren, um in Hongkong 
verkauft zu werden und deren Mehrzahl in Folge der Hitze 
erstickt war. 
In Rom wurden in demselben Jahre zwei Schwestern 
Taralli verhaftet, welche einem — Abgeordneten (I) das 
14 Jahr alte Mädchen Elisa Castellucci um 1500 Lire 
verkauft hatten. 
Dr. Otto Henne am Rhyn, Sittenpolizei 11
	        
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