Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

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eng umgrenzte Anzahl von Menschen. Wer an ihm leidet, 
hat es sich entweder durch unsittliches Leben selbst zugezogen 
oder ererbt. Es sind aber unter der Herrschaft der bis— 
herigen Sittenpolizei weder diese unglücklichen Erben, noch 
die aus Leichtfertigkeit kranken Männer, mit Ausnahme der 
Soldaten und der Mitglieder von Gesellenkrankenkassen, sondern 
nur diese und die Prostituierten ärztlich untersucht worden, 
und niemals ist nachgewiesen worden, daß diese Untersuchungen 
eine Besserung im öffentlichen Gesundheitszustande bewirkt 
haben.“) Im Gegenteil: Die Bordelle und die sitten— 
polizeilichen Reglemente haben die Erkrankungen überall ver- 
mehrt. Warum? Weil sie der Unsittlichkeit Vorschub 
leisten, sie ermutigen und ermächtigen und die Gelegenheit 
zu ihrer Ausübung erleichtern. Dies befördert den unrecht- 
mäßigen Geschlechtsverkehr und damit auch das Vorkommen 
der aus ihm hervorgehenden Krankheiten! 
Es ist mit Recht von einer Seite, welche sonst nicht 
die unserige ist, darauf hingewiesen worden, wie gewisse 
Parteirichtungen die Klöster zu beseitigen suchen und dagegen 
die Bordelle begünstigen. Wir verwerfen dieses Verfahren 
gleich jenen unseren geistigen Gegnern und sagen mit Über- 
zeugung: Tausendmal lieber Klöster als Bordelle! Die 
Klöster waren, so tief sie auch zeitweise und an vielen Orten 
gesunken sind, bei richtiger Auffassung Anstalten von großer 
sozialer Bedeutung und können jetzt noch nicht nur dies, 
sondern auch Vorbilder für zeitgemäßere Anstalten sein. 
Wir sehen nicht ein, warum nicht heutzutage, hier Männer, 
dort Frauen, welche für die Ehe nicht passen oder ihr nicht 
geneigt sind, nennen sie es nun „Klöster“ oder anderswie, 
freiwillig gemeinsame Wohnungen beziehen und in denselben 
  
*) Nur ein Beispiel! In Paris wurde von 1855 bis 1870 ein 
Krankheitsfall auf 3,76 eingeschriebene und einer auf 2,85 heimliche 
Dirnen beobachtet. Wahrlich, ein geringfügiger Unterschied! Ja, Dr. 
Mauriac weist sogar nach, daß auf tausend Bordelldirnen 251, auf 
tausend freie Dirnen aber nur 170 Krankheitsfälle kommen.
	        
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