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niederen Hetären zogen auch wohl, allein oder mit Liebhabern
Griechenland und dessen Kolonien herum und führten ein
wechselvolles Leben. Die Preise der Gunst stiegen von den
niedrigsten bis zu fabelhaft hohen. Was die griechische
Prostitution besonders gefährlich machte, war ihre Ausdehnung
auf den Verkehr zwischen Personen desselben Geschlechtes.
Die Hauptrolle spielte in dieser Hinsicht die vorzugsweise
so bezeichnete griechische oder die sogenannte Knabenliebe
paiderastia was ursprünglich nichts weniger als die jetzige
abscheuliche Bedeutung hatte). Abgesehen davon, daß der
angenommene deutsche Name unrichtig ist, indem „Pais“ in
Bezug auf dieses Verhältnis nicht einen eigentlichen Knaben
sondern einen mannbaren Jüngling, in Griechenland etwa
von 15 bis 20 Jahren bezeichnet, ist bei diesem heikeln
Gegenstande vor allem zu berücksichtigen, daß auch dieses
Verhältnis in allen Zeiten und bei allen Völkern vorgekommen
ist, aber allein bei den Griechen außer der verächtlichen
rohsinnlichen und unnatürlichen Seite auch eine geistige und
hochbegeisterte hatte. Bei ihnen wurde eine Verirrung der
Natur, die an sich rätselhaft ist, zugleich zu einem Kult der
Sh und zu einer sublimierten Art der Freund hast
Hobe der gecchischen A luffassung, welche für die männcche
Schönheit ein ebenso offenes Auge hatte wie für die weibliche
und für die Liebe zu ihresgleichen ein ebenso fühlendes Herz,
wie für die zum andern Geschlechte.
Es ist oft streitig gewesen, läßt sich aber unmöglich
untersuchen, ob die ideale oder die sinnliche Art der Paidophilie
die vorherrschende gewesen. Es ist dies gleichgiltig; denn
es versteht sich von selbst, daß die edeln Charaktere (und
nur diese sind für die Kulturgeschichte maßgebend) auch diese
Sache edel auffaßten; die unedeln Menschen ziehen alles in
den Schmutz. Bei letzterm wollen wir uns nicht an fhalten
und nur kurz sagen, daß diese Schändlichkeit in allen Graden
Dr. Otto Henne am Rhyn, Sittenpolizei. 3