Full text: Bismarcks Staatsrecht.

unterlassen können, am Schlusse seiner Rede einen gewissen Appell 
nach Paris hin zu richten, der hier kein Echo finden kann, wenn 
er es hätte unterlassen können, in diesem Teil seiner Rede seine 
Heimat als ein künftig neutrales Land darzustellen, auf dem die 
französischen Sympathien gleichberechtigt mit den deutschen sein 
würden. Diese geteilte Liebe können wir nicht annehmen. 
Der Herr Vorredner hat an die mehrfachen Äußerungen er= 
innert, mit denen ich im Jahre 1871 den autonomen (auf staat= 
liche Selbständigkeit zielenden) Wünschen, die sich jetzt kundgeben, 
entgegengekommen bin, in der Hoffnung damals, daß sie sich 
früher schon zum Ausdruck bringen würden, in dieser Versamm= 
lung. Ich kann sagen, sie kommen spät, aber sie kommen, und 
mir persönlich sind sie willkommen. Ich bin ja nicht berechtigt, 
in meiner Eigenschaft als Reichskanzler hier zu sprechen, ich 
spreche in der eines Ministers von Elsaß=Lothringen, aber ich 
spreche doch im prinzipiellen Einverständnis mit Sr. Majestät 
dem Kaiser, soweit es Elsaß=Lothringen anbelangt. Ich würde 
mich nicht speziell in der Sache äußern können, wenn ich mich 
davon nicht vergewissert hätte. Dieses Einverständnis Sr. Ma= 
jestät, in diesem Falle meines territorialen Landesherrn, genügt 
aber nicht, um dem, was ich späterhin über die Zukunft, über 
die minimalen Bedingungen, die der erste Redner formuliert hat, 
sagen werde, volle authentische Kraft zu gewähren. Dazu ist er= 
forderlich, eine gemeinsame Tätigkeit der gesetzgebenden Faktoren, 
und zwar vor allem der verbündeten Regierungen im Bundes= 
rate. Ich kann nur das hier sagen, was ich bei Sr. Majestät 
dem Kaiser, wie ich glaube, mit Erfolg und bei den verbündeten 
Regierungen mit Hoffnung befürworten will; ich glaube, daß 
der erste Herr Redner darin ein weites Entgegenkommen 
finden wird. 
Wenn ich nicht mehr ganz auf dem Punkte, ich könnte sagen, 
meiner ersten Jugendliebe zu den Reichslanden stehe, nicht mehr 
ganz auf dem für mein damaliges Alter schon kaum anwend= 
baren Ausdruck einer begeisterten Hoffnung, die ich daran knüpfte, 
in der glücklichen Empfindung, diese alten Reichslande wieder=
	        
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