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An der Goldküste in Afrika nahm er einen Landstrich in Besitz und legte dort das
Festungswerk Groß-Friedrichsburg an. Die Kolonie konnte aber nicht recht zur Blüte
kommen, daher hat sie einer seiner Nachfolger später an die Holländer verkauft.
Bei allen seinen Bestrebungen unterstützte ihn aufs tatkräftigste seine Gemahlin
Luise Henriette, Tochter des Prinzen von Oranien. Sie fand ihre Lust daran,
Armen und Bedrängten Hilfe zu leisten. Daher war sie auch beim Volke sehr beliebt.
In Oranienburg gründete sie ein Waisenhaus.
b) Als Kriegsheld. Wie der Große Kurfürst gegen die Feinde des Deutschen
Reiches, die zugleich seine Feinde waren, gekämpft hat, ist bereits erzählt worden
(siehe S. 90).
Die starke Stütze des Kurfürsten gegen seine Feinde war das Heer. Er be-
hielt die Soldaten, die er angeworben hatte, auch im Frieden unter den Waffen,
um immer kriegsbereit zu sein. So wurde er der Schöpfer des ersten stehenden
Heeres in Deutschland. Nach und nach vergrößerte er seine Heeresmacht bis auf
30000 Mann. Die Soldaten bekamen eine einheitliche Kleidung, die Reiter weiße,
die Infanterie blaue Röcke. Bei der Einrichtung des Heeres stand ihm besonders
der General Derfflinger treu zur Seite. Der Kurfürst ernannte ihn wegen seiner
hervorragenden Verdienste um die Ausbildung der Reiterei zum Feldmarschall.
4. Preußens Erhebung zum Königreich. Der Große Kurfürst hatte Branden-
burg zu einem der mächtigsten Staaten Deutschlands erhoben. Sein Sohn und Nach-
folger Friedrich III. wollte nun seinem Staate auch den äußeren Glanz verleihen
und strebte daher nach der Königskrone. Er konnte die königliche Würde nur an das
Herzogtum Preußen knüpfen, wo er vom Reiche unabhängig war. Hierzu mußte der
Kaiser seine Zustimmung geben, was auch nach langen Verhandlungen geschah.
Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter großer Pracht #scr
statt. Friedrich setzte sich die Krone selbst aufs Haupt. Er nannte sich von jetzt
ab Friedrich I. Der Name Preußen aber ging auf alle zu Brandenburg ge-
hörigen Landesteile über.
3. Sachsens Verbindung mit Holen.
1. Sachsen nach dem Dreißigjährigen Kriege. Allmählich erholte sich Sachsen
von den furchtbaren Wunden, die ihm der Krieg geschlagen hatte. Die Zahl der
Einwohner vermehrte sich wieder, besonders durch die Einwanderung vertriebener
Protestanten aus Böhmen und Österreich (etwa 150000), die neue Orte, wie
Johanngeorgenstadt, gründeten. Auch französische Auswanderer (Hugenotten)
fanden Aufnahme. Sie brachten die Kunst der Samt= und Seidenweberej ins Land.
Leipzig entwickelte sich zur Buchhandelsstadt. Unter den Fürsten dieser geit ist
Johann Georg III. zu nennen, ber ein stehendes Heer schuf, mit dem er (1683)
Wien befreien half (s. S. 91) und das er auch gegen Ludwig XIV führte.
2. August der Starke (1694—1733). a) Erwerb Polens. Durch den plötzlichen
Tod seines Bruders Johann Georg IV. kam Friedrich August I., gewöhnlich August
der Starke genannt, auf den Thron. Er besaß eine gewaltige Körperstärke, eine glän-
zende geistige Begabung, war prachtliebend und kunstsinnig. In seiner Hoshaltung
wollte er es Ludwig XIV. gleichtun, dessen Hof zu Versailles er auf einer großen Reise
durch West- und Südeuropa kennen gelernt hatte. Als bald nach seinem Regierungs-
antritt die Krone Polens frei ward, bewarb er sich darum. Freilich mußte er erst