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der deutschen Heere mit ihrer Heimat abzuschneiden und einen Einfall in Süddeutsch-
land zu machen. In der dreitägigen Schlacht an der Lisaine von Werder besiegt,
mußte er diesen Plan aufgeben. Er wurde dann von General Manteuffel über
die Schweizer Grenze gedrängt, wo 80000 Mann die Waffen streckten.
Indessen hatten auch die Pariser eingesehen, daß längerer Widerstand nutzlos
war. Am 28. Januar ergab sich die Stadt. Sämtliche Besatzungsmannschaften 28.
wurden zu Gefangenen gemacht, dazu mußten von der Stadt 160 Mill. Mark Kriegs= Jan.
kosten gezahlt werden. — In sieben Monaten waren 16 große Schlachten gewonnen,
26 Festungen erobert und über 370000 Franzosen zu Gefangenen gemacht worden.
Frankreichs Macht war gebrochen.
5. Friede. Gleich an die Übergabe von Paris schloß sich ein Waffenstillstand,
dem dann der Friede zu Frankfurt a. M. folgte. Frankreich mußte das Elsaß 10.
und den deutschen Teil Lothringens abtreten und 4000 Millionen (4 Milliarden) Mai
Mark Kriegskosten zahlen. Die deutschen Truppen kehrten nun in ihre Heimat
zurück; überall wurden sie mit Jubel empfangen. Am glänzendsten war jedoch der
Einzug der Truppen in Berlin. Die ganze Stadt war mit Fahnen, Laubgewinden
und Kränzen geschmückt, und eine halbe Million Fremder war zu dieser Festlichkeit
herbeigeeilt. Als bleibendes Andenken wurde später die Siegessäule errichtet.
5. Das neue Deutsche Reich.
1. Aufrichtung des Deutschen Reiches. Die gemeinsamen Siege aller deutschen
Völker hatten das Gefühl der Zusammengehörigkeit lebhaft geweckt; überall brach
das Verlangen nach Einigkeit mächtig hervor. Die Fürsten, allen voran der König
Ludwig II. von Bayern, sowie die Völker richteten daher an König Wilhelm die
Bitte, den deutschen Kaisertitel anzunehmen. Der König erfüllte den allgemeinen
Wunsch, und am 18. Januar 1871 wurde das im Jahre 1806 zusammengesunkene 18.
Deutsche Reich neu errichtet. Die bedeutungsvolle Feier fand, während noch vor Jam-
Paris die Kanonen donnerten, im Schlosse zu Versailles statt. In einem großen
Saale war ein Altar hergerichtet worden. Um 1½ Uhr erschien der König mit dem
Kronprinzen, vielen Fürsten, Ministern und Generalen und stellte sich mit ihnen
vor dem Altar auf. Ein kurzer Gottesdienst wurde abgehalten. Dann trat der
König vor und erklärte mit lauter Stimme vor den versammelten Offizieren und
den mit dem Eisernen Kreuze geschmückten Kriegern, daß er die ihm von den Fürsten
und dem Volke dargebotene Kaiserkrone annehme. Gleich darauf verlas Graf Bis-
marck die Ernennung König Wilhelms zum Deutschen Kaiser. Zum Schlusse
trat der Großherzog von Baden vor und rief: „Seine Majestät der Kaiser Wilhelm
lebe hoch!“ Die ganze Versammlung stimmte dreimal begeistert in diesen Ruf
ein, und die Musik spielte: „Heil dir im Siegerkranz.“ — So war denn nun endlich
erfüllt, was das deutsche Volk so lange ersehnt hatte! Der alte Barbarossa war er-
wacht, die Raben — Hader und Zwietracht — waren verschwunden, und der längst
verwelkte Baum — das Deutsche Reich — begann unter dem Zepter des Kaisers
zu grünen und zu blühen.
2. Verfassung des Deutschen Reiches. Das Deutsche Reich ist ein Bundesstaat,
zu dem 26 Staaten gehören. Das Oberhaupt ist der König von Preußen als erblicher
Deutscher Kaiser. Unter seinem Oberbefehl stehen Heer und Marine. Er kann Krieg
erklären und Frieden schließen. Er ernennt die Reichsbeamten, beruft, eröffnet, vertagt und
schließt den Reichstag. Die gesetzgebende Gewalt haben der Bundesrat und der Reichstag.