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Städter die Wunder des Gebirgswinters schauen und seine Freuden genießen kann.
Ihr Hauptziel ist die Gegend am Fichtelberg mit Oberwiesenthal, der höchst-
gelegenen Stadt Deutschlands (913 m), einem verkehrsreichen Wintersportplatz.
5. MDoore. Kehrt endlich der Winter dem Gebirge den Rücken, so fallen
häusige Regen. Da das Wasser aus mancher der flachen Gebirgsmulden keinen
Abfluß findet, so sind an vielen Stellen Moore entstanden, Sümpfe, die ganz
mit Torfmoosen ausgefüllt sind. Die unteren Schichten sind abgestorben und
bilden eine schwarze filzige Masse, den Torf; an der Oberfläche aber grünen
Moos, Heidekraut und Wollgras. Gleich großen Schwämmen saugen diese
Moore das Regenwasser auf und geben es nur allmählich an die Flüsse ab.
Der bedeutendste von ihnen ist der Kranichsee (d. h. Grenzsee), südlich von
Eibenstock; er ist jetzt mit niederen Kiefern bepflanzt. Einige Moore sind trocken
gelegt. In ihnen wird Torf gestochen, der in Ziegelform getrocknet als Brenn-
material oder zerkleinert als Streu dient.
6. Flüsse. Die Moore sind vortreffliche Quellenbildner. So entspringt eine
Reihe von Erzgebirgsflüssen in Moorgebieten, wie die Zwickauer Mulde und
mehrere ihrer Nebenflüsse, darunter auch das Schwarzwasser. Aber nicht nur
aus Moorgegenden kommen Flüsse, bei dem Wald= und Regenreichtum des Ge-
birges quillt und rinnt es überall. Die genannten Flüsse finden wir im westlichen
Teile des Gebirges. Die Hauptflüsse des mittleren Gebirges sind die Zschopau
(d. h. die Tosende) und ihr Nebenfluß die Flöha. Beide vereinigen sich bei dem
großen Industriedorfe Flöha unterhalb der Porphyrkuppe, die das alte, weithin
in die Lande schauende Schloß Augustusburg und die Stadt gleichen Namens
trägt. Im östlichen Erzgebirge fließen die Freiberger Mulde, die Wilde und
die Rote Weißeritz und die Müglitz; letztere drei sind Nebenflüsse der Elbe.
Die Flüsse sind zu reißend, als daß man darauf Schiffahrt treiben könnte,
aber sie stehen alle im Dienste der Industrie, der sie billige Kraft liefern. Ins-
besondere hat man zahlreiche Sägemühlen und Holzschleifereien an ihnen
angelegt, in denen Pappe und Holzstoffpapier hergestellt wird, aber natürlich
auch andere Fabriken. Sie alle stehen nie unmittelbar am Flusse, sondern
entnehmen das Wasser einem besonders für sie angelegten Fabrik= oder Mühl-
graben, der von einem Stauwehr ausgeht; denn die Wassermenge, die der
Fluß führt, ist sehr veränderlich. In Regenzeiten tost er wild dahin, oft aus
seinen Ufern tretend und Überschwemmungen verursachend, in trockenen Zeiten
verliert er sich fast im steinigen Bette. Man legt darum in verschiedenen Flüssen
große Talsperren an, in denen man den Wasserüberfluß der nassen Zeit für die
Zeit der Dürre aufspart. So geschieht es im Flußbett beider Weißeritzen (S. V).
7. Mald, Felc und Aliele. Unübersehbar dehnt sich im höheren Teile
des Gebirges der Wald aus, zumeist aus mächtigen Fichten bestehend, die oft
mit langen Bartflechten behangen sind. Er gibt zahlreichen Gebirgsbewohnern
Gelegenheit, als Waldarbeiter ihren Unterhalt zu verdienen. Groß ist sein
Reichtum an Beeren und Pilzen. Der Gebirgswald ist größtenteils Staatsbesitz.
Im östlichen Teile des Gebirges liegen darin einige Königliche Jagdschlösser,
darunter Rehefeld südlich von Altenberg im Tale der Wilden Weißeritz.
Um die Ortschaften herum ist der Wald niedergeschlagen. Hier breiten sich
Wiesen und Felder aus. Freilich sind die Felder oft steinig und mager, und im