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Lieblingsspeise, bereitet. Da der Tonschieferboden bei seiner Verwitterung keine
gute und tiefe Ackererde gibt, so findet man im Vogtlande ziemlich viel Wiese
und infolgedessen eine bedeutende Viehzucht. Auf den zahlreichen Viehmärkten
der Städte Adorf, Olsnitz, Plauen werden die schönen rotbraunen vogt-
ländischen Rinder gern aufgekauft.
5. Industrie. Orte. a) Die Haupterwerbsquelle der Vogtländer bildet die
Industrie, und zwar in erster Linie die Textilindustrie. Weltruf haben die
vogtländischen Weißwaren, worunter man Stickereien, Spitzen, Gardinen ver-
steht. Hauptort ist Plauen, deshalb spricht man auch von „Plauenscher Ware“.
Die Stickereien werden dann wieder bei Anfertigung von Wäsche, Kinder-
kleidern, Schürzen, Kragen usw. verwendet. Damit das alles recht geschmackvoll
und in immer neuen Mustern ausgeführt werden kann, sorgt die Königliche Kunst-
schule für Textilindustrie in Plauen für die Ausbildung tüchtiger Musterzeichner,
Fabrikanten und geschickter Stickerinnen. Plauen ist übrigens auch die Hauptstadt
des Vogtlandes und (mit 120 000 E.) Sachsens vierte Großstadt. Unglaublich rasch
war Plauens Wachstum. In den 15 Jahren von 1895 bis 1910 hat es um fast
70 000 Einwohner zugenommen, eine Folge des Blühens der Industrie, wodurch
viele Menschen hierhergezogen worden sind.
Nicht nur die Städte, wie Auerbach, Falkenstein, Treuen, Lengen-
feld, sondern auch die Dörfer beteiligen sich an der Herstellung der Weißwaren,
und überall, selbst in dem kleinsten Orte, findet man Stickmaschinen. Von Kind
auf ist die Bevölkerung mit dieser Fabrikation vertraut, und die Waren können
nirgend geschickter, schneller und besser und damit billiger hergestellt werden als
hier. In Reichenbach, Mylau und Netzschkau wird Spinnerei, Fär-
berei und Weberei betrieben, in Olsnitz ist die Teppichweberei zu Haus.
b) Die zur Weißstickerei gebrauchten Stickmaschinen werden zumeist in den
Maschinenfabriken Plauens hergestellt.
c) In der Elster kam früher die Flußperlmuschel häufig vor, und nicht
selten fand man zwischen ihren Schalen edle Perlen. Auch jetzt noch gibt es
Perlmuscheln, aber die Zahl der Perlen, die man findet, ist ganz gering (1909
waren es 23, von denen nur 6 hell waren). Früher warfen die Perlenfischer
die Muschelschalen weg, bis ein Buchbinder in Adorf darauf kam, sie zu schlei-
fen und zu verarbeiten; so entstand die Perlmutterindustrie. Jetzt verwendet
man viel ausländische Muschelschalen, aus denen man Knöpfe, Broschen, Dosen,
Kästchen, Portemonnaies herstellt. Viele dieser Perlmutterwaren werden in
Bad Elster von den Badegästen als Andenken gekauft.
d) Böhmische Protestanten, die im 16. und 17. Jahrhundert um ihres Glaubens
willen vertrieben wurden, brachten die Kunst der Geigenmacherei nach dem Vogtlande.
Sie erweiterte sich zur Musikinstrumenten fabrikation im allgemeinen. Haupt-
orte dieser Industrie sind Markneukirchen, wo besonders Saiteninstrumente, und
Klingenthal, wo vor allem Harmonikas gebaut werden. Anfangs verwendete man
nur einheimische Hölzer, jetzt führt man viel fremde Hölzer ein, auch fertigt man
Blechinstrumente, Trommeln, Darmsaiten, die dann in alle Erdteile versandt werden.
e.) Die starke Viehzucht, welche Häute liefert, hat zur Anlage von Gerbe-
reien geführt, die in allen Elsterstädten zu finden sind, darunter in Plauen die
größte Lederfabrik Deutschlands.