I — XIIV —
6. Verkeb#. Die tiefen Flußtäler erschweren den Verkehr von Osten nach
Westen. Darum führt auch in dieser Richtung keine wichtige Straße oder
Eisenbahn durch das Gebiet, wohl aber ist dies der Fall von Süden nach
Norden. So durchschneiden es die beiden Eisenbahnlinien Chemnitz-Leipzig und
Chemnitz-Riesa. Freilich mußten für sie dort, wo sie die Flüsse überschreiten,
hohe und lange Brücken (z. B. die Göhrener Muldenbrücke) und kostspielige Tunnel
gebaut werden. Auch in den beiden Muldentälern führen Bahnen entlang.
8. Das nordwestliche Tieflans.
1. Die Landschaft. Je weiter wir nach Norden kommen, desto ebener
und niedriger wird das Land. Es beginnt die große Norddeutsche Tiefebene.
Ursprünglich zog sich hier die dritte erzgebirgische Falte von Westen nach Osten,
aber es ist nicht mehr viel davon zu sehen, und gar nichts mehr zu bemerken
ist von der Vertiefung, die ehemals zwischen der zweiten Falte (jetzt dem Mittel-
sächsischen Hügelland) und der dritten bestand. Die Ursache davon ist in der
Eiszeit zu suchen. Damals bewegten sich ungeheure Gletscher von Norden her
auch über diese Gegend, bis sie endlich am Erzgebirge Halt machten. Auf ihrer
Unterseite zerrieben sie die Gesteine, schabten die Erhebungen ab, füllten die
Vertiefungen aus. Als sie nach langer, langer Zeit abschmolzen, blieb eine dicke
Schicht des zerriebenen Gesteins liegen und bedeckte die Ebene. Nur noch
einige Erhebungen ragen hervor, so der aussichtsreiche Collmberg (314 m) bei
Oschatz, die Hohburger Berge bei Wurzen und die Strehlaer Höhen. Die
zurückgebliebene Schicht bestand aus „Geschiebelehm“ und gibt jetzt einen guten
Ackerboden ab. Doch waren darin auch größere und kleinere Steinbrocken eingebettet,
die das Eis aus dem fernen Norden mit hierher gebracht hatte (Findlingsblöcke).
Nach der Eiszeit, die viele Tausende von Jahren dauerte, wurde es wieder
warm. Die Sonne trocknete die Lehmschicht, die an ihrer Oberfläche rissig und
mehlig wurde. Heftige Winde wirbelten den Lehmstaub in die Höhe, führten
ihn fort und trieben ihn an manchen Stellen zusammen, so bei Pegau, Borna,
Mutzschen und Lommatzsch. Man nennt diesen feinen Lehm „Löß“; er bildet
die beste Ackererde (S. VIl).
Auch die Flüsse, die zur Zeit der Eisschmelze viel wasserreicher waren als
jetzt, zum Teil auch eine andere Richtung hatten, trugen zur Gestaltung der Land-
schaft bei, indem sie, besonders bei Hochwasser, den Lehm fortschwemmten und
ihn dann beim Zurückgehen an den Uferhängen als „Gehängelehm“ absetzten.
Wo der Lehm weggespült war, blieb Sand zurück, den der Wind oft zu Dünen
und Hügeln anhäufte.
2. xlüsse. Die Hauptflüsse des Gebietes sind die Vereinigte Mulde
und die Weiße Elster mit ihren Nebenflüssen. Die Mulde erscheint bis
Wurzen noch gar nicht als Tieflandsfluß, der sich in weichem Schwemmlande ein
bequemes Bett suchen kann, sondern sie muß sich erst noch durch den bis Wurzen
reichenden harten Porphyr arbeiten, dann erst kann sie in das eigentliche Tief-
land eintreten. Einst, als die Mulde viel größer war, floß sie von Grimma aus
nordwestlich. Jetzt nimmt die Parthe ihren Lauf in dem alten Muldenbett.
Noch heute ist in den gewaltigen Geröllmassen, die die Mulde damals hier ab-
gelagert hat, die aber heute unter einer Lehmschicht verborgen liegen, ein starker