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des Königreichs Preußen. Ihre wichtigsten Handelsartikel sind Holz und Getreide, die ihr
auf der Weichsel aus dem polnisch-galizischen Hinterlande zugeführt werden, und Kohlen.
Einige km nördlich von Danzig, dicht an der Weichselmündung, liegen die beiden Vor-
häfen, östlich die Festung Weichselmünde, westlich der Vorhafen Neufahrwasser.
Hier verweilen die Schiffe während des Winters, um gegen Sturm und Eisgang geschützt
zu sein. Das naheliegende Zoppot ist ein vielbesuchter Badeort.
Von der zwischen Weichsel und Oder liegenden „Pommerschen Seen-
platte“ gehört der östliche Teil, die Tucheler Heide und die Kassubei, zur
Provinz Wesipreußen. Die Tucheler Heide hat Sandboden. üÜber die Hälfte
des Bodens ist mit Kiefernforsten bedeckt; ½ des Bodens nehmen die Heide-
dörser mit ihren Ackern ein. Durch künstliche Berieselung hat man den Ertrag
der Wiesen gesteigert und die Lage der Bevölkerung gebessert. Leider fehlt es
an billigen Transportmitteln zur Fortschaffung der im südlichen Teile vorkom-
menden Braunkohle. Das Land der nördlich von der Tucheler Heide wohnenden
polnischen Kaschuben ist reich an fischreichen Seen, Wäldern und schönen Aus-
sichtspunkten. Auf dem Sandboden wollen Kartoffeln, Roggen und Buchweizen
nur dürftig gedeihen. Selbst der hier und da vorhandene Lehmboden vermag
wegen seiner hohen Lage und vielen Nachtfröste nur geringe Erträge zu liefern.
3. Die Dommersche Seenplatte in Hinterpommern reicht von der Oder
bis zur Danziger Bucht. In ihrem gesamten Charakter hat sie viel Ahnlichkeit
mit der Preußischen Seenplatte. (Schlußfolgerung.) Die nördliche Abdachung
bildet ein welliges, namentlich im Westen fruchtbares Hügelland. Daran schließt
sich ein etwa 40 km breiter Streifen fruchtbaren Tieflandes, das vom Meer
durch eine schmale Küstenzone mit Dünen getrennt ist.
Von den Seen rauschen zahlreiche Küstenflüsse: Rega, Persante, Wipper,
Stolpe in anfangs tiefen und engen Tälern zur nahen Ostsee. Durch den
Oberlauf der Flüsse mit Schluchten und Stromschnellen erhält die Höhenplatte
ein fast gebirgsähnliches Aussehen, wie bei Varzin, dem ehemaligen Sommersitze
Bismarcks. Im Hüigelland verringert sich das Gefälle der Flüsse, sie bilden
breite, wiesenreiche Talmulden. An der Mündung ist ihr Lauf so träge, daß der
vom Meere eindringende Sand die Offnung verstopft. Infolgedessen haben sich
zahlreiche Strandseen, Haffe, gebildet. Die fischreichen Strandseen begünstigen
auch die Gänsezucht. Von Rügenwalde allein werden jährlich viele Tausende
von Spickgänsen (spicken — räuchern) versandt.
Die Pommersche Seenplatte ist mit Ausnahme des südlichen Heidelandes reich an
Dörfern. Die größte Stadt Hinterpommerns ist Stargard a. d. Ihna (27 T.). An der
Persante liegt Kolberg (25 T.), das 1807 so tapfer von Nettelbeck, Schill und Gneisenau
verteidigt wurde, am Fuße des Gollenberges Köslin (23 T.).
4. Das Odertal. Die Oder durchbricht ebenso wie die Weichsel den Höhen-
rücken; sie scheidet Vor= und Hinterpommern. Die zu beiden Seiten des
Flusses liegenden Wiesen werden oft überschwemmt und versumpft. Bei Stettin
mündet die Oder ins Stettiner Haff.
Stettin (236 T.), die Hauptstadt der Provinz Pommern, ist durch ihre Lage an
einem schiffbaren Strom, der die Stadt mit dem schlesischen Industriegebiet verbindet und
den schwerbeladenen Seeschiffen die Einfahrt gestattet, zu der ersten Seehandelsstadt Preußens
geworden. Auch die Stadt Berlin, mit der Stettin durch Wasserstraßen und Eisenbahnen
verbunden ist, hat die Entwicklung Stettins begünstigt. Die ausländischen Waren, die nach