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Königliches Schloß zu Berlin.
Der nördliche Teil der Tieflandsmulde umfaßt das Gebiet der märkischen
Brüche. Die Flüsse traten nach der Schneeschmelze und bei starken Regengüssen
häufig über ihre flachen Ufer. Dadurch entstanden zu beiden Seiten derselben weite
Sumpf= und Moorgebiete. Solche Sumpfgebiete dehnten sich zu beiden Seiten der
Oder und ihrer Nebenflüsse, der Warthe und Netze sowie der Havel und Spree aus.
Nur kümmerlich konnten sich die wenigen Bewohner durch Jagd und Fischfang
ernähren. Aus diesen öden Gegenden haben Preußens Fürsten, besonders Friedrich
der Große, durch Anlage von hohen Dämmen und tiefen Entwässerungsgräben
weite Gebiete von hoher Fruchtbarkeit geschaffen. „In einem siebenjährigen
Kriege“ (1746—53) gewann Friedrich der Große durch die Entwässerung des
Oderbruchs ein Fürstentum ohne Soldaten, auf dessen reichgesegneten Fluren
jetzt zahlreiche Dörfer sich erheben. Die einzige Stadt ist Küstrin (17 T.). Sofort
nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges (1763) nahm Friedrich der Große
die Entwässerung der Sumpfgebiete an der Netze und Warthe in Angriff. Im
Warthebruch wurden allein 167 neue Ortschaften angelegt.
Das Tiefland zwischen Oder und Mleichsel hat heute, nachdem die
vielen Sumpfgegenden nach und nach entwässert worden sind, nur noch wenige
Stellen mit unfruchtbarem Boden. Fast überall — besonders in den Niederungen
der Warthe, Weichsel und Netze — erblickt das Auge jetzt fruchtbare Felder und
Wiesen. Ackerbau und Viehzucht sind die Hauptnahrungsquellen. Doch gehen
im Frühjahre viele Landarbeiter nach den Rübenfeldern der Provinz Sachsen.
Andere suchen in dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet Beschäftigung (S. 38).
Die Bewohner des Tieflandes sind zur größeren Hälfte polnischer Abstam-
mung und die Dörfer im östlichen Teile fast ausschließlich von Polen bewohnt.
Solange das Land unter polnischer Herrschaft stand, war der Bauer Leibeigener
seines Gutsherrn, und in den Dörfern sah es jämmerlich aus. Seitdem das Land
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