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Das Heidekraut bedeckt weite Strecken. Daneben finden wir düstere Kiefern-
waldungen, Wacholdergestrüpp und kleinere Laubwälder. In der Tiefe ruhen
reiche Kalilager und Olquellen. Die Kieselerde der Lüneburger Heide, entstanden
aus dem Panzergehäuse kleiner Pflanzen, wird nicht nur als schlechter Wärme-
leiter verwandt, sondern ist auch unentbehrlich bei der Herstellung des Dynamits.
Den leichten Sandboden bestellt der Heidebauer meist mit Kartoffeln, Roggen
und Buchweizen. Die Bienenzucht liefert gute Erträge. An Stelle der genüg-
samen, kleinen Heidschnucken, die die Aufforstung der Heide hinderten, hat man
vielfach edlere Schafe eingeführt. Die Schweinezucht steht in hoher Blüte. Die
Moore liefern den Torf zum Brennen. — Durch die sandige Heide schlängeln
sich kleine Bäche, deren Täler fruchtbare Wiesen und Acker aufweisen. In solchen
Tälern liegen meistens die kleinen Heidedörfer, umschattet von uralten kräftigen
Eichen. Hier lebt der Heidebauer mit den Seinen still und zufrieden.
Die wichtigsten Städte am Rande der Heide stnd Füneburg (27 T.), Saline,
Kalkberge, Eisenbahnknotenpunkt, und Celle (23 T.).
4. Nach Osten grenzt an die Lüneburger Heide die sandige, zur Provinz
Sachsen gehörende Altmark, das Stammland Preußens, mit den Städten
Stendal, Salzwedel und Tangermünde. Fruchtbar sind hier nur die ent-
wässerten. Brüche und die Niederungen der Flüsse.
Zwischen dem Nordrand der Gebirge Mitteldeutschlands und der Geest zieht
sich ein Streifen fruchtbaren Landes hin.
5. Städte. An der Leine liegen die alte, berühmte Universitätsstadt Göttingen und
Hannover (302 T.), die Hauptstadt der Provinz. Schon Heinrich der Löwe hat die Stadt
befestigen lassen. Bis 1866 war sie Residenz der Könige von Hannover. Auf dem
Waterlooplatze steht das Waterloo-Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht von 1815.
In neuester Zeit ist die Stadt eine lebhafte Fabrikstadt geworden. Dazu haben besonders
die Steinkohlenlager im nahen Deister sehr viel beigetragen. An der Innerste (Nebenfluß
der Leine) liegt die alte Bischofsstadt Bilüesbeim. Am Dome zeigt man den „tausend-
jährigen“ Rosenstock. An der Aller liegen Celle und Verden (ferdenl.
6. Den Südrand des Mlestdeutschen Tieflandes bilden verlchiedene
Gebirgszüge. Da, wo Teutoburger Wald und Weserberge zusammenstoßen, liegt
in einer fruchtbaren Talsenke das aufblühende Osnabrück. Nahebei befindet sich das
große Eisenwerk Georgs-Marienhütte. Zwischen Weser und Leine erheben sich
die Bückeberge, Süntel und Deister, die unter ihren Sandsteinen Kohlen=
lager bergen. Von Hannover aus zieht sich ein fruchtbarer Hügelsaum zur Oker.
Aus der Norddeutschen Tiefebene erhebt sich schroff und steil der Harz.
Es ist der Rest eines uralten Gebirges, dessen übrige Teile in die Tiefe gesunken
sind. Eine solche Bildung nennt man Horst.
Wir unterscheiden den Oberharz und den nie-
drigeren, lieblichen Unterharz, der in das an
Kunpfererzen reiche Mansfelder Hügelland
übergeht. Aus der Gebirgswand hebt sich eine
Horst gewaltige, flache Bergkuppe hervor, der Brocken
· (1140 m). Von den am nördlichen Gebirgsfuß
gelegenen, villenreichen, vielbesuchten Städten Goslar, Harzburg, Ilseburg,
Blankenburg, Wernigerode führen gebahnte Wege in 3—4 Stunden durch
prächtige Nadelwaldungen zum Gipfel. Auch eine Eisenbahn schlängelt sich