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versäumen es nicht, den beiden schönsten und interessantesten der zahlreichen Burgen
des Thüringerlandes, der bei Coburg gelegenen Feste Coburg und der bei Eisenach
gelegenen Wartburg, einen Besuch abzustatten.
Die Wartburg erhielt ihren Namen der Sage nach von dem Grafen Ludwig dem
Springer. Dieser kam einst bei der Jagd auf diesen Berg. Als er die freundliche Aus-
sicht nach allen Seiten hin gewahrte, rief er aus: „Wart, Berg, du follst mir eine Burg be-
kommen!“ In alten Zeiten war die Wartburg die Residenz der Landgrafen von Thüringen.
Landgraf Hermann versammelte hier die größten Dichter seiner Zeit, und 1206 soll hier
sogar ein „Sängerkrieg“ stattgefunden haben. Auf der Wartburg wohnte auch vorzeiten
die heilige Elisabeth, eine fromme Landgräfin von Thüringen. Ein ganzer Saal ist mit
Bildern aus ihrem Leben geschmückt: wie sie Hungrige speist, Kranke pflegt und Gefangene
tröstet usw. Wodurch ist die Wartburg sonst noch bekannt? (S. Geschichtel)
Der Thüringer Wald ist dicht bevölkert. Die. Ortschaften liegev. am.
Rande des Gebirges. An den steilen Hängen des Gebirges liefert der Ackerbau
nur geringen Ertrag. Die Bewohner mußten sich nach anderen Erwerbszweigen um-
sehen. Der Wald ist für die Bewohner eine reiche Nahrungsquelle. Hier erklingen
Axt und Säge der Holzhauer, dampfen zahlreiche Meiler. Der Holzreichtum
des Gebirges begünstigte die berühmte Thüringer Spielwarenindustrie.
Der Mittelpunkt derselben ist Sonneberg in Sachsen-Meiningen. Fast in jedem
Hause der Stadt sowie in 30 umliegenden Orten werden Wägelchen, Eimerchen,
Holzpferdchen, Trommeln, Kegelspiele u. a. Spielwaren, besonders aber gekleidete
Puppen angefertigt. Die kleinen Mädchen und Schulbuben helfen dabei schnitzen,
pappen, kleistern, leimen, malen, anziehen usw. Diese Spielsachen gehen bis nach
Amerika. Die wichen. Sn#laatr #rs-Grktrursricken-Schan-frühzeitig eine Eisen-
industrie ins Leben, die auch nach Erschöpfung der Gruben sich weiter entwickelte.
Suhl ist das Waffenhaus Deutschlands, während in Schmalkalden die Kleineisen-
fabrikation in Blüte steht. Die Erzeugnisse der zahlreichen Glashütten des
Thüringerlandes, insbesondere Menschen-, Tier und Puppenaugen sowie herrlicher
Christbaumschmuck wandern in alle Welt. Im Schwarza= und Saaletal gewährt
die Herstellung von Porzellan vielen Menschen ihren Lebensunterhalt. In dem
lieblichen Ruhla werden für viele Millionen Mark Pfeifen, Meerschaumköpfe und
Bernsteinspitzen hergestellt.
Zwischen Thüringer Wald und Rhön breitet sich niedriges Bergland aus. Die
Bächlein, die zur Werra eilen, liefern eine billige Betriebskraft für die Säge-
mühlen, Spinnereien und Webereien. Das breite, geschützt liegende, liebliche
Werratal ist sehr fruchtbar. In diesem zu Sachsen-Meiningen gehörenden Gebiet
Tig#t Meisnngen, die Hauptstadt des Landes, und das gewerbreiche Hildburghausen.
Das liebliche Hügelland südlich des Thüringer Waldes und nördlich des
Mains, das Herzogtum Coburg (S. 29), das von den Ausläufern des Thüringer
Waldes und Fränkischen Juras durchzogen wird, ist wohlangebaut und mit zahl-
reichen Dörfern bedeckt. Die Haupt= und Residenzstadt Coburg an der Itz,
einem Nebenfluß des Mains, ist der Sitz der Korbwaren= und Korbmöbelindustrie,
sowie bedeutender Bierbrauereien. In den Städten Neustadt (Hägt. Coburg) und
Rodach blüht die Spielwarenindustrie.
3. Im Norden des Thüringer Waldes reicht das aus einzelnen Höhenzügen
und Hügelreihen bestehende Thüringer Hügelland bis zum Harze. Als bittere
Schale des sonst gesegneten Hügellandes kann man das obere Eichsfeld bezeichnen.