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zu Deutschland gehört, sind von Korallen erbaut. Die Riffe erschweren die
Schiffahrt. Nur an den Flußmündungen sind brauchbare Häfen. Der flache
Küstensaum hat ein feuchtwarmes Klima. Die an den Flußufern stehenden
Mangrove-Bäume (—= Stelzwurzelbäume) halten mit ihren Wurzeln die Schlamm-
massen fest und die so gebildeten Sümpfe sind die Brutstätten der unangenehmen
Stechmückenschwärme (Moskitos) und des Sumpffiebers. Auf den höheren Ufer-
stellen gedeihen in dem äußerst fruchtbaren Boden die Kokospalme, der segen-
spendendste Baum Afrikas, Reis und Mais. Die Bewohner der Küste erwerben
als Großkaufleute (Inder), Ackerbauer, Kleinhändler, Schiffer (Araber) oder als
Händler und Träger (Negerstamm der Suaheli) ihren Unterhalt.
b) Das Hochland. Den Übergang von der Ebene zu der mächtigen Hoch-
ebene im Innern bilden fruchtbare, gut bewässerte und bewaldete Gebirgsland-
schaften. Die zum Indischen Ozean eilenden Ströme kommen den deutschen an
Länge gleich, sind aber wegen ihres starken Gefälles und ihrer Stromschnellen
meist nur im kurzen Unterlauf schiffbar.
Die mächtigen Randgebirge im Osten der Hochebene entziehen den vom
Indischen Ozean kommenden Winden den Regen. Die Hochebene ist regenarm.
An der Nordgrenze der Kolonie liegt der höchste Berg Afrikas, der Kilima-
NRdscharo, d. h. Berg (Kilima) des Rdscharo, worunter die Eingeborenen sich
einen Berggeist, also eine Art Rübezahl denken. Er ist 6000 m hoch und, obwohl
fast unter dem Aquator gelegen, auf seinem Gipfel beständig mit Eis und Schnee
bedeckt. Seine sanften Hänge, namentlich das am Südfuß gelegene Dschaggaland,
gehören zu den fruchtbarsten Gegenden der Kolonie. An Seen sind außer dem
Tanganyika-See zu merken der Nyassa-See und der Viktoria-See, der
dem Königreich Bayern an Größe gleichkommt. Auf den Seen vermitteln kleine
Dampfer den Verkehr.
Das Klima ist heiß. Regenzeiten werden von längeren Trockenperioden
unterbrochen. Die Hochebene ist zum größten Teil Grassteppe, in der nur ver-
einzelte Strauch= und Baumarten wachsen. Wo ausdauernde Flüsse die Ebene
durchqueren, drängen sich die Bäume zu sogenannten Uferwäldern zusammen.
Die Bergländer des östlichen Randgebirges sind mit großen Wäldern bedeckt.
Auf den weiten Steppen des Innern weiden Büffel, Antilopen, Zebras, Giraffen,
Strauße. In den Morästen hausen Nashorn und Nilpferd. Elefanten durch-
brechen die dichten Urwälder, und auf den Bäumen klettern Affen von Ast zu Ast.
Die Flüsse und Seen beherbergen neben zahlreichen Fischarten auch Krokodile.
Die Bewohner sind zumeist ansässige, Ackerbau treibende Volksstämme der
Bantuneger. Seit Einführung der deutschen Herrschaft haben die Sklavenjagden
der Araber und die Einfälle der räuberischen Nomaden aufgehört. Für deutsche
Ansiedelungen sind nur die höher gelegenen Gebiete (Usambara) geeignet. — Die
Bedeutung der Kolonie für das Mutterland liegt daher vorwiegend im Handel
und in der Gewinnung solcher Produkte, die bisher von Fremden gekauft werden
mußten. Angebaut werden Mohrenhirse, die dort unseren Weizen und Roggen
ersetzt, Mais, Reis, Bohnen, Erbsen, Batate oder süße Kartoffel, Erdnuß, Ba-
nanenstaude, Hanf, Kokospalme, Zuckerrohr, Tabak. Die deutschen Plantagen-
gesellschaften suchen auch Baumwolle, Kaffee, Tee und Vanille anzupflanzen.