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Auch an Bodenschätzen ist die Kolonie reich. Kohlen am Nyassa-See, Goldlager
am Viktoria-See; ferner Platina, Graphit, Granaten, Glimmer. Wichtige Handels-
artikel sind außerdem Elfenbein und Kopal, ein bernsteinähnliches Harz.
J) Verkebrsmittel, Bauptorte. Feste Landstraßen sind noch wenig vor-
handen. Die Neger tragen die Waren auf ihren Köpfen. Im Binnenlande sind
fast nur Hüttendörfer der Eingeborenen und vereinzelte deutsche Stationen.
Die wichtigsten Küstenorte sind Dar-es-Saläm (Stätte des Friedens) mit vortreff-
lichem Hafen, Sitz des Gouverneurs (25 T), Bagamoyo (15 T.), Tanga (8 D,
Lindi (4½ T.). Von Tanga, dem besten Hafen im Norden, führt eine Eisenbahn ins
innere Usambaragebiet, die bis zum Kilima-Rdscharo durchgebaut werden soll. Die durch
die Mitte der Kolonie führende von Dar-zes-Saläm ausgehende Eisenbahn ist bis zum
Tanganjika-See durchgeführt. Eine dritte Bahnlinie von der Küste zum Nijassa-See ist
im Bau. .
2.Deutsch-sückweftafkika,diezweitgrößteunsererKolonien,isthsmal
so groß als Deutschland, hat aber nur 200000 Einwohner. Wie kommt das?
Die Küste ist wenig gegliedert und wegen der starken Brandung schwer zugänglich.
Die Versuche, durch Anlegung einer 500 m langen Mole in Swakopmund die
Landungsverhältnisse zu verbessern, haben sich nicht bewährt. Eine neue Landungs-
brücke ist hergestellt. Ein mehrere Tagereisen breiter Wüstengürtel erschwert das Ein-
dringen in das Innere. Dieser Küstenstrich ist regenarm. Zwarherrscht GW.Wind vor,
aber da die Dunstmassen, die er mit sich führt, infolge einer kalten Meeresströmung
meist kühler sind als die über dem Gestade ruhende Luft, so kommen sie nicht zur Ab-
kühlung und zum Niederschlag. Tau und Nebelniederschläge bringen einige Feuchtigkeit.
Auch die das innere bedeckende terrassenförmige Hochebene, aus der einzelne
Gebirgszüge (Karasgebirge 2000 m) hervorragen, ist nur mangelhaft bewässert.
Sie erhält im afrikanischen Sommer (Oktober—April) in der Zeit von Januar
bis April selten und dann wolkenbruchartigen Regen. Die meisten Flüsse, die
sich in den Atlantischen Ozean ergießen, liegen fast das ganze Jahr trocken da.
Eine Ausnahme machen die beiden Grenzflüsse Orange und Kunene.
Infolge der mangelhaften Bewässerung bildet das Binnenland im Süden eine
fast baumlose, nur für Viehzucht geeignete Gras= und Buschsteppe, die nur an den
Trockenbetten der Flüsse andauerndes Grün und hier und da auch einige Bäume
(Akazien) hat. Der etwas guellenreichere Norden ist fruchtbarer, hat besseren Gras-
wuchs und vereinzelt Wälder, in denen Affenbrotbaum und Fächerpalme vorkommen.
Die im Lande vorkommenden Bodenschätze: Kupfer, Marmor, Gold und
Edelgestein (Diamanten) können wegen der mangelhaften Verkehrsverhältnisse noch
nicht genügend ausgebeutet werden. Das wichtigste Verkehrsmittel ist augenblicklich
noch wie im Kapland der Ochsenwagen. Von Swakopmund führt eine Eisenbahn
nach der Hauptstadt Windhuk, eine andere in das ergiebige Kupfergebiet Otavi.
Lüderitzbucht, der Zukunftshafen Südwestafrikas, erschließt durch eine Eisenbahn
den Süden. Ausgeführt werden Diamanten, Kupfer und Marmor.
Die Bewohner. In der Mitte des Landes, in Damaraland, wohnen die
schwarzbraunen Herero, südlich von ihnen die mehr gelbfarbigen Nama, nördlich
im Ovamlande die Ovambo. Die Nama, die einst das ganze Land besaßen,
gehören zum Stamme der Hottentotten. Sie sind klein, häßlich, ungemein träge
und machen in der Not häufig räuberische Einfälle in das Land ihrer nördlichen
Nachbarn. Die Herero, ein kräftiger Volksschlag, treiben etwas Ackerbau, meist