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Sonnenglut, und nicht selten sind dann die Viehherden dem Verschmachten nahe.
Im September ruft der Herbstregen noch einmal frisches Gras hervor; aber der
rauhe Winter folgt mit seinen Schneestürmen, die zuweilen ganze Viehherden
vernichten. Im westlichen Teile sind die Kolgken, treffliche Reiter, seßhaft.
Hier wird neben Viehzucht auch viel Ackerbau getrieben, da der Boden stellen-
weise sehr fruchtbar ist und ergiebige Ernten von Weizen liefert. Dagegen breitet
sich am Kaspischen Meere um die untere Wolga eine unfruchtbare Sal
aus, in der nur einige Horden von Kirgisen und Kalmüken nomadisieren.
An der Wolga sind auch deutsche Ansiedlungen, z. B. Sarepta.
Am Schwarzen Meere liegt Odella (465 T.), der Haupthafen für die südrussische
Getreideausfuhr, am Kaspischen Meere das durch seinen Kavigr berühmte Hl#rachan (150 T.).
Im Schwarzen Meere finden wir die Halbinsel Krim mit der Festung Sewäftopol.
7. Die Bevölkerung Rußlands setzt sich aus vielen verschiedenen Völkern
zusammen. Den Hauptbestandteil bilden die Russen. Der Russe bekennt sich in
der Regel (12 Mill. Katholiken) zur griechisch-orientalischen Kirche. Ihr Ober-
haupt ist der Zar.
Schweden und lorsegen. (1½ von Deutschland — 7,7 M. E.)
1. Das Skandinavische Gebirge durchzieht der Länge nach fast die ganze
Halbinsel. Es nimmt etwa doppelt so viel Raum ein als die Alpen, erreicht
aber bei weitem nicht ihre Höhe. Hauptsächlich ist der Norden und Westen von
ihm angefüllt. Es setzt sich aus gewaltigen felsigen Hochebenen zusammen, auf
denen sich einzelne flachgewölbte Kuppen oder turmförmige Spitzen erheben. Im
Norden sind schon alle Höhen über 900 m mit ewigem Schnee bedeckt. (Vergl.
Alpen.) An Wildheit steht das Skandinavische Gebirge in Europa unübertroffen
da. Bald sind es riesige Felsblöcke, bald schauerliche Abgründe, bald endlose
Gletscher, bald schäumende Wasserfälle, die unser Erstaunen wachrufen. An der
Westküste fällt das Gebirge steil zum Meere ab, an der Ostseite dagegen senkt es
sich in Stufen zur Flachküste hinunter.
2. Flülle und SJeen. Die ungeheuren Regen-, Schnee= und Eismassen des
Gebirges sind eine unversiegbare Quelle vieler Bäche und Flüsse. Diese können
sich nur nach Osten und Süden hin länger entwickeln. (Weshalb?) Die be-
deutendsten von ihnen sind der Glommen, der Klar-, Dal (— Tal)- und
Torneä-Elf. (Elf = Fluß.) Alle diese Flüsse haben einen langen Oberlauf.
In schnellem Laufe rauschen sie hier in tiefen Schluchten dahin und stürzen von
einer Felsenstufe zur andern. Sie bilden daher so zahlreiche Wasserfälle, wie sie
kein zweites Land der Erde aufzuweisen hat. Ein langer, ruhiger Unterlauf, wie
ihn z. B. die deutschen Flüsse haben, fehlt ihnen. (Grund?) Zur Schiffahrt sind
sie daher wenig geeignet, wohl aber streckenweise zum Flößen des Holzes. — Im
Süden Schwedens finden wir drei große Seen: den Werner-, Wetter= und
Mälarsee. Den Werner= und Wettersee verbindet der Götakanal, der aus der
Nord= in die Ostsee führt.
3. Das Königreich Uorwegen (2,37 M. E.) nimmt den Westen der
Halbinsel ein. Die Küste steigt hier stellenweise bis zu 700 m aus dem Meere
empor. In die engen Spalten der Küste dringt das Meer überall ein und
bildet so die 100—200 km langen Fjorde. Auffallend ist das milde Klima