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die großartige Gewerbtätigkeit, sowie durch die zahreichen Kolonien, die Groß-
britannien in allen Weltteilen besitzt. — Die Handelsflotte Großbritanniens besteht,
die der Kolonien mitgerechnet, aus mehr als 30000 Schiffen, und die Kriegsflotte —
die größte aller Staaten und der Stolz der Briten — aus über 600 Schiffen.
5. Irlandk bildet im Innern eine wellige Tiefebene. Diese ist reich an
blinkenden Seen, großen Sümpfen und grünen Moorstrichen. Das Klima ist
äußerst milde, ähnlich wie in England. Weil das Grün der Wiesen auch im
Winter nicht schwindet, hat man sie auch die „grüne Insel“ genannt. Fast sämt-
licher Grund und Boden ist Eigentum einiger englischer Großgrundbesitzer, die
ihn um hohe Pacht an sogenannte Oberpächter abgegeben haben. Die Oberpächter
verpachten ihn ebenfalls wieder sehr hoch an arme Unterpächter. Diese sind oft
nicht imstande, die Pacht zu zahlen, so daß sie zuweilen von Haus und Hof
verjagt werden. Viele Irländer wandern deshalb aus.
Die bedeutendsten Städte in Irland sind: Dublin (380 T.), Hauptstadt, und Belfast
(848 T.), bedeutendste Fabrikstadt, namentlich für Leinenwaren.
Die Irländer sind überwiegend katholisch; England hat 2 Mill. Katholiken,
mehr als die Hälfte der Bewohner gehört der Hochkirche an, auch sind viele
Dissidenten vorhanden.
Die Hiederlande oder Holland.
(33080 qkm — 5,75 M. E.; auf 1 qkm 174; ⅜ reformiert, / kath.)
. Das Tiefland. a) Der Westen des Königreichs Holland ist Tiefland.
Es hat sich durch allmähliche Anhäufung des Flußschlammes und der Sinkstoffe
des Meeres gebildet. Große Strecken, wo jetzt fette Kühe im saftigen Grase
weiden oder üppiger Weizen strotzt, waren früher Meeresboden. Sie sind dem
Meere durch eisernen Fleiß abgerungen worden. Noch heute würde das Land
vom Meer überflutet werden, wenn es nicht durch gewaltige Deiche dagegen ge-
schützt wäre; denn stellenweise liegt die Ebene — meist gerade der fetteste Marsch-
boden — 5 bis 10 mu tiefer als der Meeresspiegel. Aber unermüdlich tritt der
Holländer dem feindlichen Meere entgegen, und bald hier, bald dort deicht er ein
Stück Land ein, das bis dahin dem Meere angehörte. Diese äußerst fruchtbaren
Polder werden gewöhnlich als Weideland benutzt, und so erklärt sich die vor-
zügliche Rindviehzucht Hollands.
b) Zur Entwässerung des Landes sind überall schnurgerade Kanäle angelegt.
Sie fördern zugleich die Schiffahrt. „Ganz Holland ist ein großer Hafen." Das
Bett der Kanäle liegt zuweilen höher als das sie umgebende Land. Daher sieht
man längs der Kanäle zahllose Windmühlen, durch die das Wasser in die Kanäle
hineingepumpt wird. Die Kanäle ersetzen die Fahrstraßen, die sich in dem weichen
Boden und dem steinlosen Land sehr schwer anlegen lassen. In früherer Zeit
wurde der Verkehr vorzugsweise durch Ziehkähne bewirkt. Sie wurden von Menschen
oder Pferden gezogen. Jetzt sind an ihre Stelle kleine Dampfer getreten.
2. Im Norcden Hollands bezeichnet eine Inselreihe die ehemalige Aus-
dehnung der Küste. Durch gewaltige Sturmfluten entstand auch vor etwa 6 bis
700 Jahren die Zuidersee (Seudersee, Südersee). Ehemals bildete sie einen
Landsee. In diesen brach das Meer ein und verschlang 80000 Menschen.
An einer Bucht der Zuidersee liegt Mmsterdam (570 T.), die auf Pfählen erbaute
Hauptstadt Hollands. Ehemals Ver . die erste Seehandelsstadt Hollands, ist aber von