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Im Gebiete des Klosters Fulda lagen zahlreiche Weiler (kleine Dörfer oder Gehöfte),
die im Verlaufe von 50 Jahren von ihren Besitzern sämtlich dem Kloster geschenkt waren. In
einem Schenkungsbrief, der noch erhalten ist, werden dem Kloster vermacht: 12 Leibeigene,
2 Wohnhäuser nebst Ackern, Wiesen, Weiden, Fischteichen und Flußwasser. „Dies alles,“
so heißt es, „schenken wir von heute an zur Erkaufung unserer Seelen.“
So wurden die Klöster bald sehr reich. Ihre Güter ließen sie meist durch „Meier"
berwalten, die Weizen, Roggen, Gerste und Hafer bauten, während man bis dahin
nur Hafer, Hirse oder Flachs ausgesät hatte.
4. Hörige des Klosters. Meist siedelten sich auch andere Leute in der Nähe
der Klöster an. Das Kloster gab ihnen nicht selten Grundstücke, worauf sie Haus
und Stallung errichten konnten. Dadurch aber wurden sie Hörige des Klosters.
Jeder erhielt oft noch so viel Ackerland, als ein Mann mit zwei Kühen bearbeiten
konnte. Er mußte dafür dem Kloster Abgaben an Hühnern, Eiern, Schweinen,
Korn und Geld entrichten und außerdem allerlei Hand= und Spanndienste tun.
5. Segen der Klöster. Die Klöster haben viel Segen gestiftet. Durch sie wurde
das Christentum immer mehr ausgebreitet; Kunst und Wissenschaft fanden in ihnen
ihre Pflege, und öde Waldörter und nutzlose Brüche verwandelten sich durch den
Fleiß der Mönche in fruchtbare Felder, Gärten und Wiesen. Die Nonnen spannen,
webten und stickten, auch besuchten sie Kranke, bereiteten Arzeneien und unter-
richteten nicht selten die Töchter der Vornehmen. Wanderer fanden im Kloster
sichere Herberge, und in Kriegszeiten suchten die Landleute hinter den Klostermauern
Schutz für sich und ihre Habe.
5. Karl der Große. J68—814.
1. Bedeutung. Unter den Fürsten des Frankenlandes nimmt Karl der Große,
Pipins des Kurzen Sohn, die hervorragendste Stelle ein. Sein Reich erstreckte sich
anfangs über das heutige Frankreich, Baden, Württemberg, Bayern und Thüringen.
Er hatte sich das hohe Ziel gesteckt, alle deutschen Stämme zu einem Reiche zu ver-
einigen und in diesem Reiche die christliche Kirche zur Herrschaft zu bringen. Zu
seiner Zeit waren es von allen deutschen Völkern nur noch die Sachsen, die als Heiden
in alter Selbständigkeit fortlebten. Deshalb wollte er vor allen Dingen ihr Land seinem
Reiche einverleiben und die Bewohner desselben für das Christentum gewinnen.
2. Karls Person. Karl der Große war von stattlich hoher Gestalt; er maß
sieben seiner Fußlängen und besaß eine riesenhafte Stärke. Feine, ausländische
Kleidung mochte er nicht leiden. Am liebsten ging er in Kleidern, die ihm seine Ge-
mahlin oder seine Töchter gesponnen und gewebt hatten. Nur bei feierlichen Gelegen-
heiten erschien er im königlichen Schmucke, auf dem Haupte die von Gold und
Diamanten strahlende Krone.
3. Frömmigkeit und rastlose Tätigkeit. Die Kirche besuchte Karl nicht nur
frühmorgens, sondern auch nachmittags und abends. Er sorgte dafür, daß die Ge-
meinden tüchtige Geistliche und Bischöfe bekamen, baute Kirchen und schmückte
sie mit Heiligenbildern würdig aus. Zur Verbesserung des Kirchengesanges
ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen; denn seine Franken sangen
schlecht, und wenn sie ihre rauhe Stimme ertönen ließen, so klang es, wie wenn ein
schwerer Lastwagen über einen holperigen Knüppeldamm dahinrasselte. Auch die
deutsche Sprache suchte er zu veredeln und beim Gottesdienste einzuführen. Die
Predigt mußte in der Volkssprache gehalten werden. Da viele Geistliche noch sehr
Geschichle für sächsische Schulen. 2