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in Besitz. Die Witwe Karlmanns floh mit ihren Söhnen zum Langobardenkönige
Desiderius, einem Todfeinde Karls. Dieser hatte nämlich früher eine Tochter
des Langobardenkönigs zur Frau gehabt, aber bald verstoßen und ihrem Vater
zurückgesandt. Gern nahm darum Desiderius die Flüchtigen auf und verlangte vom
Papste, daß er die Söhne Karlmanns zu Frankenkönigen salbe. Da sich jedoch der
Papst weigerte, überzog ihn Desiderius mit Krieg und nahm ihm das Stück Land,
das ihm Pipin geschenkt hatte. Auf den Hilferuf des Papstes eilte Karl nach Italien,
belagerte Desiderius in seiner Hauptstadt Pavia, nahm ihn gefangen und schickte
ihn in ein Kloster. Nachdem Karl dem Papste die Schenkung Pipins bestätigt hatte,
machte er sich zum Könige der Langobarden.
6. Die Sachsen. An der Grenze des Frankenlandes, zwischen Rhein und Elbe,
lebten die heidnischen Sachsen, die die Franken durch häufige Einfälle beunruhigten.
Ihren Namen haben die Sachsen von „Sachs“, einem kurzen, breiten Messer, das sie
an einem Gurt um die Hüfte trugen. Woher sie gekommen, weiß man nicht. Erst, nachdem
der Name Cherusker verschwunden ist, hört man von ihnen. Wahrscheinlich nahmen um diese
Zeit alle germanischen Völker, die zwischen Rhein und Elbe wohnten, den Namen „Sachsen“
an. Sie zerfielen in Westfalen, Ostfalen und Engern. Die Engern wohnten zu beiden
Seiten der Weser, westlich von ihnen die Westfalen, östlich die Ostfalen. Dazu kamen noch
die Nordalbinger in Holstein. „Die Sachsen haben nie Könige gehabt, sondern sie lebten wie
die alten Germanen unter ihren Grafen und Edelingen. Nur im Kriege vereinten sie sich
unter freigewählten Herzögen.“
Die Grenze zwischen den Sachsen und den Franken zog sich meist in der Ebene
hin und war nicht genau festgesetzt. Da wollten denn Raub, Mord und Brand auf
beiden Seiten kein Ende nehmen. Karl beschloß daher, die Sachsen zu unterwerfen
und zum Christentum zu zwingen. Von beiden Seiten wurde der Krieg mit großer
Erbitterung geführt. Die Sachsen stritten für ihren Wodan und ihre Freiheit, die
Franken für das Kreuz und ihre Weltherrschaft.
7. Krieg mit den Sachsen. Mit einem wohlausgerüsteten Heere zog Karl 772 772
ins Sachsenland und verwüstete alles mit Feuer und Schwert. Auch zerstörte er die
Feste Exesburg (bei Niedermarsberg) mit der Irminsäule. Diese Säule war
ein riesenhafter Baum, der nach dem Glauben der Sachsen das Weltall trug und
daher göttlich von ihnen verehrt wurde. Dann drang er bis an die Weser vor und
machte hier Frieden mit den Sachsen. Unter Anführung Widukinds, eines Edelings
der Westfalen, empörten sich die Sachsen zu wiederholten Malen gegen Karl, der
sie mit Gewalt zur Taufe sowie zur Entrichtung des „Zehnten“ von ihrem jähr-
lichen Einkommen an die Geistlichen zwingen wollte. Sie zerstörten die neuer-
bauten christlichen Kirchen und erschlugen oder vertrieben die von Karl eingesetzten
Priester. Einmal (782) vernichteten sie Karls Heer am Süntel fast vollständig. Da
war dessen Geduld zu Ende. Bei Verden a. d. Aller hielt er Gericht über die Schul-
digen und ließ 4500 hinrichten. Widukind war entflohen, kehrte aber bald zurück, um
die Sachsen zur Rache für diese Bluttat zu entflammen. Sein Heer wurde jedoch
an der Hase so vollständig geschlagen, daß er den ferneren Kampf für den alten
Glauben und die alte Freiheit aufgab. Er ging zu Karl, der ihn sehr freundlich auf-
nahm, und empfing mit vielen sächsischen Edeln die heilige Taufe. Noch mehrmals
versuchten die Sachsen, das Joch der Franken abzuschütteln, aber ihr Widerstand
erlahmte ohne Widukind nach und nach, bis sie endlich nach 31 Jahren sich vollständig
unterwarfen.