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der brausenden Wellen ist so groß, daß 2—3000 ka schwere Felsen mit fortgerissen
werden. — Einen prachtvollen Anblick gewährt das Leuchten des Meeres. Es
findet besonders zwischen den Wendekreisen zur Nachtzeit statt und wird hervor-
gebracht durch Millionen sehr kleiner, gallertartiger Tiere, die einen phosphor-
ähnlichen Schein von sich geben.
2. Sbbe und Flut. Das Wasser aller Ozeane wird täglich durch die
Gezeiten (Ebbe und Flut) in Bewegung gesetzt. Die Ursache davon ist haupt-
sächlich der Mond mit seiner Anziehungskraft. Denken wir uns die ganze
Erdoberfläche ringsum von Wasser umgeben, so würde dieses infolge der von m
aus wirkenden Schwerkraft eine gleichmäßige Kugelfläche bilden. Tritt nun aber
die Wirkung des Mondes hinzu, so zieht er die ganze Erde näher an sich heran,
und zwar die ihm zunächst liegenden Teile viel
- stärker als die weiter entfernten. Bei A ist dem-
nach die Anziehung des Mondes am stärksten,
weniger stark bei m, am schwächsten bei B. Beie
A eilt das Meer mit seinen leicht verschiebbaren
Teilchen dem Mittelpunkte der Erde voraus,
während es bei B hinter ihm zurückbleibt. Gleichzeitig fließt das Wasser von C
und D nach A und B ab. Dadurch entsteht bei C und D Ebbe und bei A und B
Flut. Da der Mond jeden Tag etwa 50 Minuten später an derselben Stelle
aufgeht als am Tage zuvor, so treten auch die Gezeiten jeden Tag soviel
später auf. Steht die Sonne mit Erde und Mond in einer Linie (beim Voll-
und Neumonde), so steigt die Flut am höchsten, und wir nennen sie dann
Springflut. Kommt zur Flut ein Sturm hinzu, so heißt sie Sturmflut.
3. TDeeresströmungen. Das Meerwasser bewegt sich an manchen Stellen
fortwährend nach einer bestimmten Richtung hin. Diese Strömungen sind bisweilen
so scharf abgegrenzt, daß man deutlich sehen kann, wie die eine Hälfte des Schiffes
im flutenden Strome, die andere im ruhigen Wasser schhimmt. Solche Meeres-
strömungen haben ihren hauptsächlichsten Grund in den Winden, die über die
Meeresoberfläche hinwehen. So bewirken die etwa vom 30.“ der Breite ab gegen
den Aquator hin beständig über das Meer wehenden Passate (Nordostpassat auf
unserer Erdhälfte, Südostpassat auf der südlichen), daß das Meer in der Um-
gebung des Aquators eine große Strömung nach Westen annimmt. Von dieser
Agquatorialströmung gehen besonders im Großen und Atlantischen Ozean, da wo#
sie sich dem Festlande nähern, nach beiden Seiten Abzweigungen aus, die als
warme Meeresströme Wärme vom Aquator in höhere Breiten führen. Von Ihnen
ist für uns Europäer der 2—400 km breite Golfstrom der wichtigste. Er hat
seinen Ursprung am Aquator, durchströmt den Golf von Mejico und fließt, sich
immer mehr verbreiternd, nordostwärts bis Neufundland. Von dort wendet er
sich nordöstlich nach Europa, bespült hier die englischen und norwegischen Küsten
und dringt bis nach Spitzbergen ins Nördliche Eismeer hinein. Sein warmes
Wasser ist für das Klima der von ihm bespülten Küsten von großem Einfluß.
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Druck von Belhagen à& Klafing in Bielefeld.