Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

– 5 — III 
Blättern zu bilden. Dann schrumpfen die Samenlappen zusammen und fallen 
ab. Die Samen der Bohnen, Gurken und Getreidearten keimen schon nach drei 
Tagen; der Kiefernsamen gebraucht aber drei Wochen und ein Pflaumenkern 
viele Monate zum Keimen. Manche Samen, z. B. die der Kaffeepflanze und 
des Kakao, verlieren ihre Keimkraft schon nach einigen Wochen, die meisten aber 
erst nach einigen Jahren. Laß Erbsen, Roggen, Eicheln keimen; suche Keim- 
pflanzen von. Buche, Birke, Ahorn! 
6. Die Tulpe. 
1. Zwiebel. Beobachte das Keimen einer Tulpenzwiebel! Eine grüne Spitze 
kommt aus der Zwiebel hervor; es ist die junge Pflanze. Hier keimt also nicht 
der Same wie bei der Bohne, sondern die Zwiebel. Den Nährstoff für die 
junge Pflanze liefern die inneren Zwiebelschalen. Zerdrücke sie! Sie sind 
fleischig und saftig. Das rührt von dem Nährstoffe her, der darin im Sommer 
und Herbste aufgespeichert ist. Er ruht im Winter mit den Schalen in der 
Erde wie in einem warmen Keller. — Die Zwiebel ist keine Wurzel, obwohl 
sie in der Erde steckt. (Warum nicht? S. 2.) Sie ist vielmehr ein unter- 
irdischer Stengel, wie aus folgendem hervorgeht: Unten an der Zwiebel be- 
findet sich eine Scheibe, der Zwiebelkuchen. Das ist der eigentliche Stamm 
der Tulpe, obgleich er keine große Ausdehnung in die Länge zeigt, sondern 
kurz und breit erscheint. An ihm sitzen wie an anderen Stämmen und Stengeln 
Wurzeln und Blätter (die Zwiebelschalen). Nur sind die Blätter nicht wie ge- 
wöhnlich flach ausgebreitet, sondern sie umschließen einander. Desgleichen fehlt 
ihnen die grüne Farbe der Laubblätter. (S. 3.) In den Achseln der Zwiebel- 
schalen bilden sich, von diesen geschützt, während des Sommers die jungen 
Zwiebeln (Brutzwiebeln). Aus ihnen entwickeln sich im nächsten Jahre neue 
Pflanzen. Nach unten sendet der Zwiebelkuchen, ähnlich wie wir dies bei einem 
gewöhnlichen Stamme finden, zahlreiche Wurzeln in die Erde. 
2. Die Blätter bilden breit lanzettliche Rinnen. (Wozu? S. 2.) Den 
Schaft umfassen sie unten wie eine Scheide, um sich fest zu stützen. Sie er- 
scheinen blaugrün; wo man mit dem Finger darüber fährt, wird das Blatt 
dunkelgrün. Die unberührte Haut ist mit einer dünnen Wachsschicht bedeckt, 
die sie vor zu starker Verdunstung schützt. 
3. Blüte. Die Blüte hat sechs große muldenförmige Blumenblätter, die 
sich in zwei Kreise so anordnen, daß die drei Blätter des einen Kreises in den 
Lücken derer des zweiten stehen. Gewöhnlich meint man, die Blütenblätter 
seien der wichtigste Teil der Blüte. Das ist jedoch nicht der Fall. Sie bilden 
nur eine Schutzhülle und laden durch ihre bunte Farbe wie ein Wirtshausschild 
die Insekten zum Honig ein. Die wesentlichsten Teile der Blüte sind Staub- 
blätter und Stempel, da durch sie allein die Bildung der Frucht bewirkt wird. 
Die sechs Staubfäden sind hier kurz und dick und tragen als Fortsetzung die 
großen Staubbeutel. In diesen entwickelt sich der Blütenstaub, Pollen genannt. 
Bei der Reife springt das Beutelchen auf, der Staub fällt heraus und wird 
vom Winde oder von Insekten von Blume zu Blume getragen. In der Mitte 
der Staubblätter steht der Stempel. Der obere Teil des Stempels heißt Narbe, 
der untere Fruchtknoten, dessen Wände Fruchtblätter. Bei den meisten Pflanzen
	        
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