III — 20 —
März den ersten Klapperstorch sehen. Zuerst stellt sich das Männchen ein und
nimmt das vorjährige Nest mit lautem Schnabelgeklapper in Besitz. Nach
einigen Tagen fliegt es wieder fort, kommt aber bald, und zwar mit seinem
Weibchen, zurück.
2. Auf der Froschjagd. Vom Scheunendache begibt sich der Storch auf
die Wiese, um Frösche zu fangen. Zur Froschjagd ist er aber auch besonders
gut ausgerüstet. Die langen, roten Beine sind am Unterschenkel nicht befiedert.
Mit ihnen kann er bequem durchs hohe Gras und durchs Wasser waten. Man
neunt sie daher Watbeine. Die Vorderzehen, besonders die äußere und die
mittlere, sind am Grunde durch eine Spannhaut verbunden, wodurch das zu
tiefe Einsinken in den Sumpf verhindert wird. Der lange Schnabel ist sein
Spieß und seine Zange; mit ihm kann er den Frosch leicht aus dem Sumpfe
hervorholen. Will der Frosch aber weghüpfen, so reckt der Storch schnell seinen
langen Hals gerade aus, und bald hat er den Flüchtling eingeholt. Ebenso
geschickt fängt er Mäuse, Schlangen und Insekten, namentlich große Heu-
schrecken. Gewahrt er auf seiner Jagd etwas Ungewöhnliches, so steht er
plötzlich still auf einem Beine und reckt den Kopf forschend in die Höhe. Droht
ihm Gefahr, so macht er einige Sprünge und erhebt sich in die Luft. Beim
Fliegen hat er seine Beine nach hinten gestreckt und bedient sich ihrer — da
sein Schwanz sehr kurz ist — als Stener.
3. Nutzen und Schaden. Der Storch bringt zwar mancherlei Nutzen, indem
er allerlei schädliche Tiere fängt, z. B. Mäuse, Kreuzottern und Heuschrecken.
Aber leider richtet er auch mancherlei Schaden an; denn er macht Jagd auf
sehr viele nützliche Tiere. Er ist sogar ein arger Räuber. Findet er auf der
Wiese oder im Felde Vogelnester, so frißt er Eier und Junge. Seinen Jungen
schleppt er ganze Vogelnester zu. Das junge Häschen nimmt er der Alten weg,
und mag sich diese noch so mutig dagegen wehren. Die Maulwürfe spießt er,
wenn sie aufstoßen. Er geht ins Wasser und fängt sich dort handlange Fische.
Auch frißt er Eidechsen, Blindschleichen und Ringelnattern. Ebenso soll er
zuweilen dem Imker die Bienen auf blumigen Wiesen wegfangen.
4. Sein Nest baut der Storch gern auf einem großen Wagenrade, das ihm
der Landmann auf den First des Scheunendachs legt. Bald nach der Rückkehr
bessert er das alte Nest aus und macht darin ein weiches Lager zurecht. Dann
legt die Störchin 3—4 weiße Eier und brütet sie aus. Nach vier Wochen
kommen die Jungen hervor. Anfangs werden sie mit Regenwürmern, Raupen,
Maden usw. gefüttert, später bekommen sie auch Frösche. Die Beute — ebenso
wie das Trinkwasser für die Jungen — schleppt der Storch in seinem Kehlsacke
herbei. Dieser ist oft so vollgepfropft, daß der Schnabel kaum geschlossen werden
kann. Beobachte die Flugübungen der Jungen. Wahrhaft rührend ist die Liebe
der Alten zu den Jungen. Einst brannte das Scheunendach, auf dem ein
Storchnest mit Jungen saß. Da flog die Störchin herbei und umkreiste ängstlich
das Nest, bis sie zuletzt selbst von den Flammen ergriffen wurde und so mit
den Jungen starb.
5. Auf der Wanderschaft. Im Juli und August versammeln sich die
Störche auf großen Wiesen. Sie wollen nach Süden ziehen. Von Tag zu Tag