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auf. Die Macht der großen Grundherren aber wuchs. Die Lehen wurden später
sogar erblich und auch die Ämter (eines Grafen oder Schultheißen), die nach und
nach mit ihnen verbunden wurden. Das Lehnswesen bildete die Grundlage
der mittelalterlichen Staatsverfassung.
14. Karls Ende. Im 72. Jahre seines Lebens starb Karl. Sein Leichnam
wurde einbalsamiert und im kaiserlichen Schmucke in der Gruft des Domes zu Aachen
beigesetzt.
6. Die Uachfolger Karls des Großen. (Karolinger.)
1. Teilung des Reiches. Auf Karl den Großen folgte sein Sohn Ludwig der
Fromme. Diesen hatte Karl kurz vor seinem Tode in Aachen krönen lassen. Ludwig
war von sanfter Gemütsart und sehr nachgiebig gegen die Geistlichkeit, die ihm des-
halb den Beinamen „der Fromme“ gab. Es fehlte ihm aber an Festigkeit des Willens,
sein großes Reich zusammenzuhalten. Drei Jahre nach seinem Regierungsantritt
teilte er das Reich bereits unter seine drei Söhne, Lothar, Pipin und Ludwig.
Ass ihm dann später noch ein Sohn, Karl der Kahle genannt, geboren wurde,
wollte er auch diesem einen Teil seines Reiches zuwenden und hob deshalb die erste
Teilung wieder auf. Darüber geriet er mit seinen übrigen Söhnen in Streit. Bei
Kolmar kam es zum Kampfe, in dem sein Heer verräterischerweise zu seinen Söhnen
überging. Daher wird noch heute dieser Kampfplatz das „Lügenfeld“ genannt.
Ludwig selbst geriet in Gefangenschaft, wurde aber später wieder befreit. Nach
seinem und Pipins Tode teilten sich die drei Brüder das gewaltige Frankenreich in
dem Vertrage zu Verdun (843). Lothar bekam neben der Kaiserwürde Italien
und einen Strich Landes westlich vom Rhein, der vom Mittelmeere bis zur Nordsee
reichte und in der Folge den Namen Lotharingen (Lothringen) erhielt. Karl
der Kahle erhielt das Land westlich dieses Landstriches, also hauptsächlich das heutige
Frankreich, Ludwig dagegen den östlichen Teil des großen Reiches, das heutige
Deutschland. Durch diese Trennung wurde Deutschland erst ein
selbständiges Reich, das sich in Sprache und Sitte immer mehr von seinem
westlichen Nachbar, dem heutigen Frankreich, unterschied. Einige Jahrzehnte später
fiel durch einen Vertrag (870) auch der größte Teil Lothringens an Deutschland.
2. Zerfall des Reiches. Die Nachfolger Ludwigs des Deutschen waren meist
sehr schwache Fürsten. Sie konnten weder Recht und Ordnung im Lande schützen,
noch äußere Feinde abwehren.
Ludwigs Sohn, Karl der Dicke, vereinigte zwar noch einmal auf kurze Zeit alle drei
Reiche, wurde aber 887 abgesetzt, weil er das Reich gegen die Feinde nicht zu schützen ver-
mochte. Ihm folgten noch Arnulf von Kärnten und Ludwig das Kind. Ludwig war erst
sieben Jahr alt, als ihm die Krone zufiel. Er starb 911; mit ihm erlosch das Geschlecht der
Karolinger.
Je mehr die Macht des Königs sank, desto höher stieg die Macht der Großen
im Reiche. Diese waren unablässig darauf bedacht, ihr Besitztum zu vergrößern
und die Zahl ihrer Lehnsleute zu vermehren. Immer mehr sonderten sich die fünf
deutschen Stämme voneinander, und bald legten sich die mächtigsten Grafen von
Franken, Sachsen, Bayern, Schwaben und Lothringen die Würde eines
Herzogs bei. Die Herzöge aber regierten ihr Land nach eigenem Ermessen und
kümmerten sich wenig um den König. Zu diesem inneren Zerfall des Reiches kamen
noch Angriffe von feindlichen Nachbarvölkern. Die Slawen drangen über die Elbe