Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

843 
911 
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auf. Die Macht der großen Grundherren aber wuchs. Die Lehen wurden später 
sogar erblich und auch die Ämter (eines Grafen oder Schultheißen), die nach und 
nach mit ihnen verbunden wurden. Das Lehnswesen bildete die Grundlage 
der mittelalterlichen Staatsverfassung. 
14. Karls Ende. Im 72. Jahre seines Lebens starb Karl. Sein Leichnam 
wurde einbalsamiert und im kaiserlichen Schmucke in der Gruft des Domes zu Aachen 
beigesetzt. 
6. Die Uachfolger Karls des Großen. (Karolinger.) 
1. Teilung des Reiches. Auf Karl den Großen folgte sein Sohn Ludwig der 
Fromme. Diesen hatte Karl kurz vor seinem Tode in Aachen krönen lassen. Ludwig 
war von sanfter Gemütsart und sehr nachgiebig gegen die Geistlichkeit, die ihm des- 
halb den Beinamen „der Fromme“ gab. Es fehlte ihm aber an Festigkeit des Willens, 
sein großes Reich zusammenzuhalten. Drei Jahre nach seinem Regierungsantritt 
teilte er das Reich bereits unter seine drei Söhne, Lothar, Pipin und Ludwig. 
Ass ihm dann später noch ein Sohn, Karl der Kahle genannt, geboren wurde, 
wollte er auch diesem einen Teil seines Reiches zuwenden und hob deshalb die erste 
Teilung wieder auf. Darüber geriet er mit seinen übrigen Söhnen in Streit. Bei 
Kolmar kam es zum Kampfe, in dem sein Heer verräterischerweise zu seinen Söhnen 
überging. Daher wird noch heute dieser Kampfplatz das „Lügenfeld“ genannt. 
Ludwig selbst geriet in Gefangenschaft, wurde aber später wieder befreit. Nach 
seinem und Pipins Tode teilten sich die drei Brüder das gewaltige Frankenreich in 
dem Vertrage zu Verdun (843). Lothar bekam neben der Kaiserwürde Italien 
und einen Strich Landes westlich vom Rhein, der vom Mittelmeere bis zur Nordsee 
reichte und in der Folge den Namen Lotharingen (Lothringen) erhielt. Karl 
der Kahle erhielt das Land westlich dieses Landstriches, also hauptsächlich das heutige 
Frankreich, Ludwig dagegen den östlichen Teil des großen Reiches, das heutige 
Deutschland. Durch diese Trennung wurde Deutschland erst ein 
selbständiges Reich, das sich in Sprache und Sitte immer mehr von seinem 
westlichen Nachbar, dem heutigen Frankreich, unterschied. Einige Jahrzehnte später 
fiel durch einen Vertrag (870) auch der größte Teil Lothringens an Deutschland. 
2. Zerfall des Reiches. Die Nachfolger Ludwigs des Deutschen waren meist 
sehr schwache Fürsten. Sie konnten weder Recht und Ordnung im Lande schützen, 
noch äußere Feinde abwehren. 
Ludwigs Sohn, Karl der Dicke, vereinigte zwar noch einmal auf kurze Zeit alle drei 
Reiche, wurde aber 887 abgesetzt, weil er das Reich gegen die Feinde nicht zu schützen ver- 
mochte. Ihm folgten noch Arnulf von Kärnten und Ludwig das Kind. Ludwig war erst 
sieben Jahr alt, als ihm die Krone zufiel. Er starb 911; mit ihm erlosch das Geschlecht der 
Karolinger. 
Je mehr die Macht des Königs sank, desto höher stieg die Macht der Großen 
im Reiche. Diese waren unablässig darauf bedacht, ihr Besitztum zu vergrößern 
und die Zahl ihrer Lehnsleute zu vermehren. Immer mehr sonderten sich die fünf 
deutschen Stämme voneinander, und bald legten sich die mächtigsten Grafen von 
Franken, Sachsen, Bayern, Schwaben und Lothringen die Würde eines 
Herzogs bei. Die Herzöge aber regierten ihr Land nach eigenem Ermessen und 
kümmerten sich wenig um den König. Zu diesem inneren Zerfall des Reiches kamen 
noch Angriffe von feindlichen Nachbarvölkern. Die Slawen drangen über die Elbe
	        
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