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Blüten erscheinen im Monat Mai. Jeder Baum trägt zweierlei Blüten: Staub-
und Stempelblüten. (Einhäusig. S. 25.) Die Staubblüten stehen in lockeren,
grünlichgelben Kätzchen. (Vorteil? S. 23.) Bei den Stempelblüten ist der
Fruchtknoten von einer Anzahl kleiner Schüppchen umgeben, so daß die Blüten
die Gestalt kleiner Köpschen mit dreiteiliger Narbe haben. Aus ihnen entwickeln
sich die Eicheln. (S. 80.)
2. Bewohner. Die Eiche ist ein gastfreundlicher Baum und gewährt Hunderten
von Tieren Kost und Obdach. Hoch oben im Wipfel hat zuweilen das niedliche
Eichhörnchen sein Nest. Aus einer Höhlung des Baumes schlüpft abends der
Waldkauz. Auch Specht und Kuckuck statten dem Eichbaume fleißig Besuche ab.
Besonders merkwürdig unter den Eichbaumbesuchern sind noch:
a) Die Gallwespe. An den Blättern des Eichbaums sieht man nicht selten
kugelförmige Auswüchse, die man Galläpfel nennt. In der Mitte eines solchen
Apfels befindet sich eine kugelige Kammer,
worin eine weiße Made liegt. Während
des Spätsommers verpuppt sich diese.
Noch im Herbst kriecht aus der Puppe
eine kleine Gallwespe, indem sie ihren
Kerker durchbohrt und so ins Freie ge-
langt und dort überwintert. Im Frühjahr
sucht sie eine der geschlossenen Knospen
à des Eichbaums auf und legt ein Ei hinein.
Galläpfel. Zugleich dringt eine scharfe Flüssigkeit in
die Wunde, und so entwickelt sich die
Knospe zu einer samtartigen, länglichrunden Galle. Aus dieser schlüpft Ende
Mai wieder eine Gallwespe hervor, die jedoch etwas anders aussieht als ihre
Mutter. Dieses junge Geschöpf schiebt ein Ei in die Blattrippen eines Eich-
blattes, und hier entsteht dann ein rotbackiger Gallapfel.
b) Der Hirschkäfer. Die Männchen werden ihrer geweihartigen Ober-
kiefer wegen von den Knaben gern gesucht. Die Engerlinge leben etwa fünf
Jahre im mulmigen Holze alter Eichen. Fehlt es an Mulm, so nagen sie zu-
weilen mit ihrem Gebisse große Gänge in das Stammholz der gesundesten
Eichen. Im Mai des fünften oder sechsten Jahres entwickelt sich die Larve zur
Puppe und im Juni, wenn das Laub den Baum schmückt, zum Käfer. Dieser
lebt nur wenige Wochen. Am Tage sitzt er gewöhnlich an den Eichbäumen, um
den Saft zu lecken, der hier aus wunden Stellen ausfließt. Oft reißt er selbst
mit dem Geweih wunde Stellen an den saftigen Trieben. Abends schwärmt er
summenden Flugs umher.
3z. Bestäubung durch den Mind.
Der Wind besorgt die Bestäubung bei fast allen Kätzchenblütlern (bei der
Weide nichtl), außerdem aber auch noch bei vielen anderen Pflanzen, z. B. bei
den Getreidearten. Man nennt solche Pflanzen Windblütler. Da der Wind
die Bestäubung besorgt, so brauchen sie kein Anlockungsmittel für die Insekten.
Daher besitzen sie weder Honig noch Duft noch auffallende Farbenpracht. Die
Bestäubung wird dem Winde besonders durch folgende Umstände erleichtert: