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32. Bestäubung durch den Mlind.
Der Wind besorgt die Bestäubung bei fast allen Kätzchenblütlern (bei der
Weide nicht!), außerdem aber auch noch bei vielen anderen Pflanzen, z. B. bei
den Getreidearten. Man nennt solche Pflanzen Windblütler. Da der Wind
die Bestäubung besorgt, so brauchen sie kein Anlockungsmittel für die Insekten.
Daher besitzen sie weder Honig noch Duft noch auffallende Farbenpracht. Die
Bestäubung wird dem Winde besonders durch folgende Umstände erleichtert:
1. Die Windblütler erzeugen alle eine große Menge Blütenstgub. Schüttle
einen Kiefernzweig mit Kätzchen! Es wirbeln förmliche Staubwolken auf. Auch
ist die Zahl der Staubkätzchen meist sehr groß. Mögen auch tausend und aber
tausend Stäubchen verloren gehen, einige finden doch ihren Weg auf die Narbe.
2. Der Blütenstaub ist leicht, glatt und trocken. Er fliegt daher bequem in
der Luft umher. Die Pollenkörner der Nadelhölzer haben sogar besondere 4
vorrichtungen. Sie sind länglich und haben an den schmalen Seiten zwei kleine,
aus zarter Haut gebildete Luftsäckchen. Diese sind mit Luft gefüllt und be-
fähigen das Körnchen, sich vom Winde weit forttragen zu lassen.
3. Die Narben sind mit langen Fanghaaren besetzt. Oft haben sie die Form
einer Feder, so daß sie den Staub leicht auffangen können. (S. Roggen, S. 331)
4. Viele Windblütler sind hohe Bäume. Sie sind daher dem Winde ganz
besonders ausgesetzt. Dazu sind die Blüten in der Regel leicht beweglich. So
sind z. B. die Kätzchen der Erle, Birke und Hasel troddelartig herabhängend und
sitzen an dünnen Stielchen. Die Fruchtkätzchen stehen aufrecht, so lange sie noch nicht
bestäubt sind. Die Laubblätter entwickeln sich bei den meisten Windblütlern später als
die Blüten. (Erle, Haselstrauch, Birke, Pappel.) Sie versperren also dem Winde
und Blütenstaube nicht den Weg zu den Blüten. Die Windblütler blühen meist sehr
früh im Frühlinge. (Erle, Haselstrauch.) Zu dieser Zeit wehen häufig Winde. Am
besten besorgen die sanfteren, von der erwärmten Erde aufsteigenden Luftströmungen
die Bestäubung, darum stehen die Fruchtkätzchen meist über den Staubkätzchen.
(Kiefer, Erle, Birke.) Sturm und Regen sind der Bestäubung nicht günstig.
33. Das Htmen der Pflanzen.
Die Pflanze ißt und trinkt nicht bloß, sondern sie atmet auch. Dabei
atmet sie, gerade wie Mensch und Tier, Sauerstoff ein und Kohlensäure aus.
Das läßt sich durch folgenden Versuch zeigen: In eine Wasserflasche füllt man
viele Blütenknospen, die eben aufblühen wollen, verschließt die Flasche luftdicht
und stellt sie einen Tag lang ins Dunkle. Jetzt senkt man ein an einem Drahte
befestigtes brennendes Licht in die Flasche. Es wird darin sofort erstickt, weil die
Blüten den Sauerstoff veratmet haben. Darauf saugt man mit einem in eine
Spitze ausgezogenen Gummiballen Luft aus der Flasche und treibt sie langsam
durch Kalkwasser. Dieses trübt sich schnell. Daraus erkennt man, daß Kohlen=
säure entstanden ist. Daß Pflanzen ohne Luft nicht leben können, läßt sich
folgendermaßen zeigen: Man läßt Erbsen 24 Stunden quellen und füllt zwei
Probiergläser damit. Das eine verkorkt man luftdicht, das andere läßt man
offen und stößt auch seinen Boden ein. Nach einigen Tagen haben die Erbsen
im offenen Glase gekeimt, die im verschlossenen nicht, weil es ihnen an Sauer-
stoff gefehlt hat. Das Atmen ist nicht zu verwechseln mit der Aufnahme des