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3. Bestäubung. Gar wunderbar ist hier die Bestäubung. Die fünf Staub-
blätter jeder Scheibenblüte sind nämlich oben zu einer Röhre verwachsen, der
Staubbeutelröhre. Diese ragt weit aus der Scheibenblüte hervor und ist oben
durch fünf Klappen geschlossen. In der Röhre liegt, wie der Stöpsel in einer
Kuallbüchse, der Griffel. Er hat zwei Narben. Ehe diese aber reif sind, schüttelt
schon die Staubbeutelröhre den Blütenstaub auf sie herab. Hier würde er ver-
kümmern, wenn er nicht auf andere, reife Narben gelangte. Dorthin tragen ihn
die Insekten. Berührt nämlich zu der Zeit, wenn die Klappen oben auf der
Staubbeutelröhre aufgesprungen sind, ein Insekt mit seinem Rüssel beim Honig-
suchen von oben her die Staubfäden, so verkürzen sie sich wie ein Gummifaden,
den man angezogen hat und dann losläßt. Zugleich ziehen sie die Staubbeutel-
röhre nach unten. Dasselbe geschieht, wenn man die Staubfäden von oben her
mit einer Nadel berührt. Dadurch aber stößt der starre Griffel den Blütenstaub
häuschenweise nach außen. Hier setzt er sich an das Insekt, und dieses trägt
ihn dann weiter zu anderen Blumen, wo reife Narben ihm den Staub wieder
abnehmen.
4 HKlee und Bummel.
1. Ohne Hummel keinen Kleesamen. Wer hätte nicht schon gesehen und
gehört, wie die Hummel — dieser Brummbär unter den Insekten — summend
und brummend auf der Wiese umherfliegt und bald hier, bald dort ein „Honig-
töpfchen“ leert! Schon mancher Knabe schlug unwillig nach dem Honigdiebe,
meinend, die Hummel sei zu nichts nütze. Doch da irrt er sehr; denn ohne
Hummeln würde z. B. der rote Wiesenklee gar keinen Samen erzeugen. Der
Klee bringt nämlich, wie auch viele andere Pflanzen (S. 6), keinen Samen
hervor, wenn der Blütenstaub auf die Narbe derselben Blüte fällt, von der er
herstammt. Es muß vielmehr der Staub auf die Narbe einer fremden Blüte
getragen werden. Nun haben aber die Kleeblüten eine so enge und tiefe Röhre,
daß z. B. der Rüssel der Bienen nicht lang genug ist, um den am Grunde der
Blüte liegenden Honig aufsaugen zu können. Die Biene besucht deshalb den
Klee auch seltener, desto fleißiger aber die Hummel. Um sie anzulocken, stehen
die kleinen Blüten in Köpfen beisammen. (S. 19.) Mit ihrem langen Rüssel
untersucht sie eine Blüte nach der anderen und überträgt dabei den Blütenstaub
auf die Narben verschiedener Kleeblüten. Als man den Klee nach Neuseeland
verpflanzt hatte, konnte man lange Zeit hindurch keinen Kleesamen erzielen,
weil es — an Hummeln fehlte. Da führte man von England aus 100 Hummeln
in Neuseeland ein, und in dem Maße, wie sich diese vermehrten, nahm auch die
Menge des erzeugten Kleesamens zu.
2. Hummelnest. Den eingesammelten Honig trägt die Hummel in ihr Nest.
Dieses befindet sich gewöhnlich in dem verlassenen Loche einer Feldmaus, in
Steinhaufen usw. Hier speichert die Hummel den Honigseim und Blütenstaub
getrennt in regellos angeordneten Zellen auf, die aus Wachs hergestellt
sind. An den Honig legt sie ihre Eier, und aus ihnen entwickeln sich die
Larven. Sie fressen sofort eine Höhlung in den Honigseim. Hier verpuppen
sie sich, wobei sie sich einen tonnenartigen Kokon spinnen. Nach einigen
Wochen kommen sie dann als — Hummeln aus ihrem Gefängnis wieder hervor.