Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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Offnung der Kapsel (der Mund) ist mit vielen Zähnchen besetzt. 
Zur Zeit der Reife bilden sich zwischen ihnen und dem Trommel- 
felle kleine Offnungen wie beim Mohnkopfe, durch die die Sporen 
ihren Ausgang finden. Ihre Verbreitung wird durch den Wind 
besorgt. Der lange elastische Stiel dient als Schleuder. Aus der 
Spore entwickelt sich wie beim Farnkraute (S. 47) erst ein Vor- 
keim und aus diesem das Moos. Der Vorkeim hat hier die Gestalt 
eines verzweigten grünen Fadens. Man findet ihn oft auf Blumen- 
töpfen und Walderde. (Keimversuch wie S. 47.) 
5. Nutzen. Im Herbste nimmt das Moos Eicheln, Bucheckern 
u. a. Samen auf, umhüllt sie warm und bringt sie so im Früh- 
linge zum Keimen. Zahlreichen Käfern und Raupen gewährt es 
Obdach. Tief unter der Moosdecke halten Hummel und Wespe 
ihren Winterschlaf, und dem Winde gewährt es ein sanftes Lager. 
Die Moose sind von großer Bedeutung für die Regelung der 
Bewässerung. Schon ein Frauenhaarrasen vermag viel Regenwasser 
aufzunehmen; in höherem Grade geschieht dies durch noch dichter 
stehende Moose; am weitesten geht diese Fähigkeit beim Torfmoos 
und Weißmoos. Torfmoos findet sich nicht nur in Mooren, manche 
Arten bilden Decken in unsern Bergwäldern. Die Pflanzen stehen 
dicht zusammen, ihre Aste drängen sich eng aneinander, und die 
zahlreichen kahnförmigen Blättchen decken sich dachziegelartig. Da- 
durch schon wirken die Rasen wie ein Schwamm. Aber jedes 
Blatt stellt für sich ein Schwämmchen dar; denn die lebendigen 
grünen Zellen sind schmale lange Stäbchen und wie Fäden zu 
einem schiefgezogenen Netz zusammengeordnet. Jede Masche ist 
ein dünnwandiger Hohlraum, in den Löcher führen; er füllt sich 
leicht mit Wasser. (Mikroskop.) Wägeversuche zeigen, daß trockenes 
Torfmoos das 1b5fache seines Gewichtes an Wasser aufnimmt, das 
  
Haarmoos. 
a. oberer Stengel- 
gleiche, das ähnlich gebaute Weiß= teil, b. Sporen- 
moos, das in Form von rund- epsel. 
lichen Polstern in unsern Wäldern häufig vor- 
kommt. 
5% Die Isländische Qoosflechte. 
1. Standort und Bau. Sie wächst sowohl 
in unseren heimischen Bergwaldungen und 
Heiden als auch auf der Insel Island. Wurzel, 
Stengel und Blätter hat sie nicht. Das, was 
man für ein Blatt und einen Stengel halten 
könnte, ist das Flechtenlager. Mit seinem 
untersten Teile haftet es nach Art einer Haft- 
scheibe am Gesteine oder Erdboden fest. 
-.- Unten scheidet die Flechte eine ätzende Flüssig- 
Isländisches Moos. keit aus, wodurch sie sich auch aus hartem 
u. Frucht#oasseln. Gesteine Nahrung bereitet. An den lappen- 
Realienbuch A. (III. Naturgeschichte.) 22 4 
 
	        
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