Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

– 55 — III 
entsteht. Immer und immer wieder kommen neue Ameisen aus dem Bau hervor. 
Sie wollen ihre Wohnung schützen. Wo sie zerstört ist, bessern sie sie sofort wieder 
aus. Sieh, jetzt fühlst du einen stechenden Schmerz. Eine Ameise ist wütend an 
dir emporgekrochen, hat dich verwundet und in die Wunde eine Säure gespritzt. 
Diese fließt aus einer Drüse am Hinterleibe hervor und verursacht den stechenden 
Schmerz. Schlage schwach mit der Hand auf den Ameisenhaufen und rieche an 
der Hand! Sie riecht stark. Der Geruch stammt von jener Säure, der Ameisen- 
säure, her. Betupfst du die schmerzende Stelle mit etwas Salmiakgeist, so läßt 
der Schmerz sofort nach. — Das Innere des Ameisenhaufens besteht aus zahl- 
reichen Kreuz= und Quergängen und Höhlen, in denen sich die Bewohner tummeln. 
2. Vermehrung. In jedem Bau leben Weibchen, Männchen und Arbeiter. 
Die Arbeiter sind die eigentlichen Bauleute. Sie sind immer ungeflügelt, die 
Männchen und Weibchen aber haben zuerst Flügel. Die ersten Männchen und 
„Weibchen fliegen im Mai und Juni aus. Die Männchen sterben bald darauf. 
Die Weibchen gründen entweder neue Ansiedelungen oder kehren ins Nest zu- 
rück. Ihre Flügel verlieren sie. Jedes Weibchen legt im Laufe des Sommers 
mehrere Tausend Eier. Diese sind sehr klein und ganz weiß. Nach einigen Tagen 
schlüpfen aus ihnen weiße Larven aus, die sich nach 14 Tagen verpuppen. Die 
Puppen werden fälschlich Ameiseneier genannt. Aus ihnen kriechen nach 2—4 
Wochen die jungen Ameisen hervor. Die Sorge für die Brut liegt besonders 
den Arbeitern ob. Sie sind die sorgsamsten Kinderwärter. So öffnen sie des 
Morgens — vorausgesetzt, daß es nicht regnet — die verrammelten Zugänge, 
tragen die Puppen an die Sonne oder holen Sußigkeiten aus Blüten und 
Früchten, um die Larven oder Jungen zu füttern. Andere sind mit dem 
Ausbau des Nestes beschäftigt oder stehen am Eingange Wache, um jeden Ein- 
dringling abzuhalten. Gegen Abend werden die Puppen in das Nest gebracht 
und alle Eingänge mit Kiefern= oder Fichtennadeln versperrt. 
3. Nahrung. Die Nahrung der Ameisen ist sehr verschieden. Honig, Obst, 
Zucker, Sirup u. a. Süßigkeiten sind ihre Lieblingsspeisen; doch fressen sie auch 
tote Tiere, wie Käfer, Mäuse, Frösche und Raupen, bis auf Haut und Knochen 
auf. Sie werden dadurch die „Straßenreiniger des Waldes“. Die Blattläuse 
sind ihre „Milchkühe"“. Zu ihnen kriechen sie gern auf Baum und Strauch. 
Diese Tierchen sondern nämlich aus dem Hinterleibe einen süßen Saft aus, den 
die Ameisen gern lecken. Damit die Absonderung schneller vor sich gehe, belecken 
sie die Blattläuse und streicheln sie mit den Fühlern: sie „melken“ sie. Zuweilen 
tragen die Ameisen ihre Milchkühe von trockenen Zweigen auf frische, saftige 
Pflanzen. Auch setzen sie wohl eine Blattlausgesellschaft mit ihrem Neste durch 
einen verdeckten Gang in Verbindung. 
4. Im Winter ist es im Ameisenhaufen still. Die Ameisen halten Winter- 
schlaf. Sobald aber die Frühlingssonne wieder scheint, erwachen sie. 
65, Die Bain- und cdie Mleinbergschnecke, 
1. Fühlhörner. Die Hainschnecke ist ein Liebling der Kinder. Sie nehmen 
sie gern in die Hand und singen dann: „Schneck' im Haus, komm heraus, strecke 
deine Hörner aus!“ Und wunderbar! Die Schnecke kommt wirklich langsam aus 
ihrem Gehäuse hervorgekrochen und streckt ihre Hörner aus. Nicht als ob sie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.