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entsteht. Immer und immer wieder kommen neue Ameisen aus dem Bau hervor.
Sie wollen ihre Wohnung schützen. Wo sie zerstört ist, bessern sie sie sofort wieder
aus. Sieh, jetzt fühlst du einen stechenden Schmerz. Eine Ameise ist wütend an
dir emporgekrochen, hat dich verwundet und in die Wunde eine Säure gespritzt.
Diese fließt aus einer Drüse am Hinterleibe hervor und verursacht den stechenden
Schmerz. Schlage schwach mit der Hand auf den Ameisenhaufen und rieche an
der Hand! Sie riecht stark. Der Geruch stammt von jener Säure, der Ameisen-
säure, her. Betupfst du die schmerzende Stelle mit etwas Salmiakgeist, so läßt
der Schmerz sofort nach. — Das Innere des Ameisenhaufens besteht aus zahl-
reichen Kreuz= und Quergängen und Höhlen, in denen sich die Bewohner tummeln.
2. Vermehrung. In jedem Bau leben Weibchen, Männchen und Arbeiter.
Die Arbeiter sind die eigentlichen Bauleute. Sie sind immer ungeflügelt, die
Männchen und Weibchen aber haben zuerst Flügel. Die ersten Männchen und
„Weibchen fliegen im Mai und Juni aus. Die Männchen sterben bald darauf.
Die Weibchen gründen entweder neue Ansiedelungen oder kehren ins Nest zu-
rück. Ihre Flügel verlieren sie. Jedes Weibchen legt im Laufe des Sommers
mehrere Tausend Eier. Diese sind sehr klein und ganz weiß. Nach einigen Tagen
schlüpfen aus ihnen weiße Larven aus, die sich nach 14 Tagen verpuppen. Die
Puppen werden fälschlich Ameiseneier genannt. Aus ihnen kriechen nach 2—4
Wochen die jungen Ameisen hervor. Die Sorge für die Brut liegt besonders
den Arbeitern ob. Sie sind die sorgsamsten Kinderwärter. So öffnen sie des
Morgens — vorausgesetzt, daß es nicht regnet — die verrammelten Zugänge,
tragen die Puppen an die Sonne oder holen Sußigkeiten aus Blüten und
Früchten, um die Larven oder Jungen zu füttern. Andere sind mit dem
Ausbau des Nestes beschäftigt oder stehen am Eingange Wache, um jeden Ein-
dringling abzuhalten. Gegen Abend werden die Puppen in das Nest gebracht
und alle Eingänge mit Kiefern= oder Fichtennadeln versperrt.
3. Nahrung. Die Nahrung der Ameisen ist sehr verschieden. Honig, Obst,
Zucker, Sirup u. a. Süßigkeiten sind ihre Lieblingsspeisen; doch fressen sie auch
tote Tiere, wie Käfer, Mäuse, Frösche und Raupen, bis auf Haut und Knochen
auf. Sie werden dadurch die „Straßenreiniger des Waldes“. Die Blattläuse
sind ihre „Milchkühe"“. Zu ihnen kriechen sie gern auf Baum und Strauch.
Diese Tierchen sondern nämlich aus dem Hinterleibe einen süßen Saft aus, den
die Ameisen gern lecken. Damit die Absonderung schneller vor sich gehe, belecken
sie die Blattläuse und streicheln sie mit den Fühlern: sie „melken“ sie. Zuweilen
tragen die Ameisen ihre Milchkühe von trockenen Zweigen auf frische, saftige
Pflanzen. Auch setzen sie wohl eine Blattlausgesellschaft mit ihrem Neste durch
einen verdeckten Gang in Verbindung.
4. Im Winter ist es im Ameisenhaufen still. Die Ameisen halten Winter-
schlaf. Sobald aber die Frühlingssonne wieder scheint, erwachen sie.
65, Die Bain- und cdie Mleinbergschnecke,
1. Fühlhörner. Die Hainschnecke ist ein Liebling der Kinder. Sie nehmen
sie gern in die Hand und singen dann: „Schneck' im Haus, komm heraus, strecke
deine Hörner aus!“ Und wunderbar! Die Schnecke kommt wirklich langsam aus
ihrem Gehäuse hervorgekrochen und streckt ihre Hörner aus. Nicht als ob sie