Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

— 59 — III 
68. Die (vielwurzelige) Mlaller- oder Teichlinke. 
1. Bau. Nehmen wir eine Handvoll Wasserlinsen (Entengrütze) aus dem 
grünen Teppich des Teiches heraus, so sehen wir, daß sich dieser Teppich aus 
unzählig vielen Pflänzchen zusammensetzt. Sie sind etwas anders gebaut als die 
gewöhnlichen Pflanzen. Die scheinbaren Blätter tragen fast alle auf der rötlich 
gefärbten Unterseite eine Anzahl Würzelchen von 2—3 ecm Länge. Sie bilden 
nämlich den Stamm. Die Wurzeln können ihrer Kürze wegen den Grund des 
Teiches nicht erreichen. Sie schweben daher frei im Wasser, können also auch 
ihre Nahrung nicht aus dem Boden nehmen. Lege einige Teichlinsen so auf ein 
in einem Glase schwimmendes Stückchen Kork, daß ihre Wurzeln ins Wasser 
hinabreichen, ihre blattartigen Gebilde aber nicht unmittelbar auf dem Wasser 
schwimmen! Sie vertrocknen alsbald. Es ist also die Wurzel allein nicht im- 
stande, die Pflanze mit Nahrungsstoff zu versorgen, sondern auch der blattartige 
Stamm saugt, und zwar mit der Unterseite, Nahrung aus dem Wasser auf. 
2. Vermehrung. Blüten finden wir nur höchst selten an der Teichlinse. 
Dennoch vermehrt sie sich mit erstaunlicher Schnelligkeit und überzieht in wenigen 
Wochen den ganzen Teich. Wie kommt das? Untersuchen wir solche Teichlinsen, 
die mehrere Blattgebilde haben, so bemerken wir nicht selten, daß die einzelnen 
Blattgebilde unter sich durch kleine Stielchen verbunden sind. Trennen wir die 
einzelnen Blattstämme und belassen sie im Wasser, so wachsen sie als selbständige 
Pflanzen weiter. Ursprünglich gehört zu jedem Pflänzchen nämlich nur ein 
einziger Blattstamm. Aus diesem entspringen aber durch eine Art Knospung, 
ähnlich wie an einem Stengel, bald mehrere. Diese bewurzeln sich dann, 
trennen sich von der Mutterpflanze und entwickeln sich so zu selbständigen 
Pflanzen. (Vgl. Veilchen, S. 2.) 
3. Überwinterung. Die meisten Wasserpflanzen (Rohr, Igelkolben, Schwert- 
lilie usw.) überwintern in der Weise, daß ihr Wurzelstock in der Erde bleibt. 
Dort ist er durch die größere Wärme vor dem Erfrieren geschützt. Anders bei 
der Teichlinse. Im Juli bilden sich nämlich am Blattstamme die Winter- 
sprossen, kleine, fast nierenförmige Blattgebilde mit 2—3 WMürzelchen. Sie 
enthalten viel Stärkemehl und wenig Lufträume und sinken infolge ihres 
größeren Gewichtes auf den Grund. Dort, wo das Wasser nicht gefriert (S. 120), 
überwintern sie. Sobald aber die Frühlingssonne kommt, regt sich neues Leben 
in den Wintersprossen, und es bilden sich an ihnen die viel leichteren Sommer- 
sprossen. Diese enthalten zahlreiche Lufträume, steigen infolgedessen nach oben 
und tragen dabei die Winterknospen mit empor. 
6. Mallerfäcken (Ulgen). 
1. Bau. Im Teiche sehen wir häufig eine grasgrüne, schleimige Masse, 
die sich aus einer Menge sehr feiner Fäden zusammensetzt. Legen wir sie in 
ein Aquarium, so vermehren sie sich derartig, daß sie bald das ganze Wasser im 
Aquarium anfüllen. Die Fäden wachsen also und vermehren sich. Wir haben 
in ihnen nämlich — so unscheinbar sie auch sind — Pflanzen vor uns, eine 
Algenart, die Wasserfäden. Wurzel, Blätter, Blüten und Früchte haben sie 
nicht. Ihre Nahrung saugen sie mit dem ganzen Körper — dem Faden — ein. 
Schneidet man einen Wasserfaden in zwei oder mehrere Teile, so entstehen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.