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68. Die (vielwurzelige) Mlaller- oder Teichlinke.
1. Bau. Nehmen wir eine Handvoll Wasserlinsen (Entengrütze) aus dem
grünen Teppich des Teiches heraus, so sehen wir, daß sich dieser Teppich aus
unzählig vielen Pflänzchen zusammensetzt. Sie sind etwas anders gebaut als die
gewöhnlichen Pflanzen. Die scheinbaren Blätter tragen fast alle auf der rötlich
gefärbten Unterseite eine Anzahl Würzelchen von 2—3 ecm Länge. Sie bilden
nämlich den Stamm. Die Wurzeln können ihrer Kürze wegen den Grund des
Teiches nicht erreichen. Sie schweben daher frei im Wasser, können also auch
ihre Nahrung nicht aus dem Boden nehmen. Lege einige Teichlinsen so auf ein
in einem Glase schwimmendes Stückchen Kork, daß ihre Wurzeln ins Wasser
hinabreichen, ihre blattartigen Gebilde aber nicht unmittelbar auf dem Wasser
schwimmen! Sie vertrocknen alsbald. Es ist also die Wurzel allein nicht im-
stande, die Pflanze mit Nahrungsstoff zu versorgen, sondern auch der blattartige
Stamm saugt, und zwar mit der Unterseite, Nahrung aus dem Wasser auf.
2. Vermehrung. Blüten finden wir nur höchst selten an der Teichlinse.
Dennoch vermehrt sie sich mit erstaunlicher Schnelligkeit und überzieht in wenigen
Wochen den ganzen Teich. Wie kommt das? Untersuchen wir solche Teichlinsen,
die mehrere Blattgebilde haben, so bemerken wir nicht selten, daß die einzelnen
Blattgebilde unter sich durch kleine Stielchen verbunden sind. Trennen wir die
einzelnen Blattstämme und belassen sie im Wasser, so wachsen sie als selbständige
Pflanzen weiter. Ursprünglich gehört zu jedem Pflänzchen nämlich nur ein
einziger Blattstamm. Aus diesem entspringen aber durch eine Art Knospung,
ähnlich wie an einem Stengel, bald mehrere. Diese bewurzeln sich dann,
trennen sich von der Mutterpflanze und entwickeln sich so zu selbständigen
Pflanzen. (Vgl. Veilchen, S. 2.)
3. Überwinterung. Die meisten Wasserpflanzen (Rohr, Igelkolben, Schwert-
lilie usw.) überwintern in der Weise, daß ihr Wurzelstock in der Erde bleibt.
Dort ist er durch die größere Wärme vor dem Erfrieren geschützt. Anders bei
der Teichlinse. Im Juli bilden sich nämlich am Blattstamme die Winter-
sprossen, kleine, fast nierenförmige Blattgebilde mit 2—3 WMürzelchen. Sie
enthalten viel Stärkemehl und wenig Lufträume und sinken infolge ihres
größeren Gewichtes auf den Grund. Dort, wo das Wasser nicht gefriert (S. 120),
überwintern sie. Sobald aber die Frühlingssonne kommt, regt sich neues Leben
in den Wintersprossen, und es bilden sich an ihnen die viel leichteren Sommer-
sprossen. Diese enthalten zahlreiche Lufträume, steigen infolgedessen nach oben
und tragen dabei die Winterknospen mit empor.
6. Mallerfäcken (Ulgen).
1. Bau. Im Teiche sehen wir häufig eine grasgrüne, schleimige Masse,
die sich aus einer Menge sehr feiner Fäden zusammensetzt. Legen wir sie in
ein Aquarium, so vermehren sie sich derartig, daß sie bald das ganze Wasser im
Aquarium anfüllen. Die Fäden wachsen also und vermehren sich. Wir haben
in ihnen nämlich — so unscheinbar sie auch sind — Pflanzen vor uns, eine
Algenart, die Wasserfäden. Wurzel, Blätter, Blüten und Früchte haben sie
nicht. Ihre Nahrung saugen sie mit dem ganzen Körper — dem Faden — ein.
Schneidet man einen Wasserfaden in zwei oder mehrere Teile, so entstehen