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„Die Sachsen waren stolz darauf geworden, daß die königliche Herrschaft an ihren Stamm
gekommen war, und wollten keinem Manne anderen Stammes mehr dienen. Trugen sie
von einem solchen ein Lehen, so leisteten sie ihm als ihrem Lehnsherrn nicht die gebührende
Ehre, sondern taten, als ob sie alles nur dem Könige zu danken hätten.“
Eberhard wollte nun den Ungehorsamen züchtigen. Er fiel in Sachsen ein
und steckte die Burg seines Lehnsmannes in Brand. Da er aber nicht den König
Otto als obersten Richter angerufen hatte, so verurteilte ihn dieser zu einer Strafe
von 100 Pfund Silber, und seine Freunde, die ihm Beistand geleistet, mußten
öffentlich auf ihren Schultern Hunde in das königliche Schloß zu Magdeburg tragen.
Dadurch wurde Eberhard ein erbitterter Feind des Königs.
4. Thankmar. Otto hatte einen älteren Stiefbruder, Thankmar,; dieser
glaubte sich durch Otto zurückgesetzt. Er vereinigte sich daher mit Eberhard von
Franken, setzte sich in der alten Eresburg fest und verwüstete das Land weit und
breit. Otto belagerte die Burg und zwang sie bald zur Ubergabe. Thankmar suchte
Schutz in der Kirche. Dort stand er am Altar und focht wie ein ergrimmter Löwe,
bis er von hinten durch einen Speerwurf getötet wurde. Otto vernahm mit großer
Betrübnis die Nachricht von seinem Tode.
5. Heinrich. Nach dem Tode Thankmars wiegelte Eberhard Ottos jüngeren
Bruder Heinrich gegen ihn auf. Heinrich war nämlich geboren, als sein Vater
schon die Königskrone trug, während Otto geboren war, als sein Vater noch Herzog
war. Daher meinte Heinrich, daß ihm die Krone von Rechts wegen gebühre. Es
entstand ein dreijähriger Krieg.
Mit Eberhard und Heinrich vereinigte sich auch der Schwager Ottos, Herzog Gisel-
bert von Lothringen. Dieser wollte sein Herzogtum unabhängig machen. Es kam zum
Kampfe. Otto siegte. Heinrich erhielt Verzeihung. Bald darauf stiftete er eine Verschwörung
gegen Otto in Sachsen. Da erfuhr Otto, daß Eberhard und Giselbert ihr Heer über den Rhein
gesetzt hatten, um in Sachsen einzubringen. Als sie nun eines Tages sorglos beim Brettspiel
saßen, überfiel er sie plötzlich. Eberhard wurde erschlagen. Giselbert wollte über den Rhein
entfliehen. Aber der Kahn sank unter, und Giselbert ertrank. Heinrich erhielt zum zweiten-
mal Verzeihung. Er ruhte aber nicht und stiftete sogar eine Verschwörung gegen Ottos Leben
an. In Quedlinburg sollte Otto überfallen werden. Aber die Mörder wurden entdeckt
und hingerichtet. Nun kehrte aufrichtige Reue in Heinrichs Seele ein.
Als Otto das Weihnachtsfest im Dome zu Frankfurt a. M. feierte, erschien
Heinrich barfuß und im Büßerhemde und warf sich dem schwergekränkten Bruder
zu Füßen. Otto hob ihn auf, verzieh ihm seine Schuld und hatte fortan einen treuen
Freund an ihm. (Gedicht: Kaiser Otto und sein Bruder Heinrich.)
6. Befestigung und Ausdehnung der königlichen Macht. Nach und nach ge-
lang es Otto, alle ihm feindlich gesinnten Großen des Reiches zu besiegen. Nun
wuchs seine königliche Macht immer mehr. Setzte er einen Lehnsmann ein, so mußte
dieser vor seinem Throne knieen, und wenn ihn dann Otto mit der befahnten Lanze
belehnte (berührte), so mußte er ihm mit zusammengelegten Händen geloben, daß
er ihm alle Zeit treu und gehorsam sein und ihm folgen wollte, wohin er ihn ent-
biete. So erreichte der König das Ziel, das er sich gesteckt hatte, immer mehr, nämlich
die verschiedenen Stämme des deutschen Reiches zu einem Ganzen zu vereinigen
und so das Reich einheitlich zu gestalten. Zu seiner Zeit entstand für die Gesamtheit
derselben zuerst die Benennung „deutsches Volk“, und auch ihre Sprache wurde
von jetzt an als „deutsch“ bezeichnet. Aber auch nach außen hin erweiterte Otto
seine Macht. Im Osten seines Reiches stellte er die Marken wieder her (Nordmark,