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Pflanzenfamilien. Nachtschattengewächse. (Zur Vergleichung: Kartoffel [S. 66],
Nachtschatten, Tabak, Bilsenkraut, Stechapfel, Tollkirsche [S. 680.) Kelch und Blumen-
krone sind verwachsenblätterig, meist fünfzipfelig. Die Frucht ist eine Beere. Von
größerer Bedentung für uns ist nur die Kartoffel. Viele sind als Giftpflanzen schädlich,
enthalten aber auch Heilkräfte, so daß man sie zu Arzneien verwendet.
XII. An Wegen und Hecken im Herbste.
S1. Caubnelfel und Hummel.
1. Blütenbau. Der hintere Teil des Blütenblattes bildet eine lange, knie-
förmig gebogene Röhre, die sich vorn erweitert und in zwei Teile spaltet. Da-
durch erhält die Blüte Ahnlichkeit mit einem Rachen. Die Röhre bildet den
Schlund, und die beiden Teile vorn stellen die
Ober= und Unterlippe dar. Man nennt solche
Blüten Lippenblüten. Die Oberlippe ist wie
ein Helm gewölbt und bildet für das Innere
der Blüte ein schützendes Dach. Unter ihr liegen
zwei lange und zwei kurze Staubblätter. (S. 17.)
Zwischen ihnen befindet sich der Griffel mit
zweiteiliger Narbe, von der ein
kleiner Ast nach unten gerichtet
ist. Die Unterlippe ist drei-
spaltig.
2. Besuch. Die Taubnessel
heißt auch Bienensaug. Der
Taubnessel. Name deutet an, daß zur Blüte
1. Halbierte Blüre, 2. Staubbeutel, 3. Stempel häufig Bienen kommen. Unten
ganz und halbiert. — k. Kelch, o., u. Ober- am Fruchtknoten sitzt nämlich
und Unterlippe der Blumenkrone, ha. Haar, ½ * Mel saugt
ring, st. Staubblätter, f. Fruchtknoten, F. Griffel, Eine Honigdrüse. Durch Duft Hum s 6
* rde à geinon Samenzaffe — und leuchtende Farben locken donig aus der
die Blüten die Bienen an.
Verstärkt wird das Leuchten dadurch, daß mehrere Blüten in Scheinquirlen
beisammenstehen. Aber nur Bienen mit langem Rüssel (größere Hummelarten,
z. B. die Gartenhummel, deren Rüssel fast 2 cm lang ist) können den Honig
erreichen. Für Hummeln ist die Blüte wie geschaffen; die breite Unterlippe
dient als Sitzbrett; Kopf und Brust finden Platz zwischen den Seitenlappen
der Röhre, der Rücken in der Helmhöhlung. („Hummelblüte".) Während die
Hummel saugt, schütten die gerüttelten Staubblätter den Blütenstaub auf ihren
Rücken herab. Nun fliegt sie weiter zur nächsten Taubnessel. Hier nimmt die
Narbe mit dem herabragenden Aste den Blütenstaub vom Rücken der Hummel,
und so hat diese die Bestäubung bewirkt. Die kurzrüsselige Erdhummel beißt
dicht über dem Kelche ein Loch in die Blumenkrone und stiehlt den Honig.
Solche Löcher benutzt auch die Honigbiene.
3. Stengel und Blätter bilden eine Wasserleitung. Von der Blattfläche
läuft das Regenwasser in die Rinne des Blattstiels und von hier durch zwei
Lücken in den Quirlen nach dem mit vier Rinnen versehenen Stengel zur
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