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Wurzel hinab. Die Haare am Stengel sind abwärts gerichtet, damit sie das
Hinabgleiten des Wassers nicht erschweren.
82. Der Löwenzabhn.
1. Namen. Diese Pflanze hat sehr verschiedene Namen. Von den eigen-
tümlich gestalteten, tief ausgeschnittenen Blättern heißt sie Löwenzahn. Kinder
nennen sie auch wohl Kettenblume, weil sie aus den hohlen Blütenschäften
lange Ketten machen. Kuhblume heißt sie wahrscheinlich deshalb, weil sie gern
von der Kuh gefressen wird.
2. Wurzel, Blätter und Blütenschaft. Der Löwenzahn hat einen kurzen
unterirdischen Stengel mit starker Hauptwurzel. Der Stengel verzweigt sich,
so daß die Wurzel mehrere Achsen trägt. Jede Achse wird im Frühlinge mit
einer Blattrosette gekrönt und bildet so eine Pflanze für sich. Die Blätter sind
mit tiefen Einschnitten versehen. An sonnigen Stellen sind sie tiefer gespalten
als an feuchten; hier sind sie zuweilen fast ganzrandig, um mehr Wasser aus-
zudünsten. Aus demselben Grunde stehen sie an feuchten Plätzen mehr auf-
gerichtet als an trockenen. Der Blütenschaft (S. 2) ist hohl. Spalte ihn! Die
einzelnen Streifen rollen sich nach außen um. Die Haut ist etwas kürzer als
die Rinde; dadurch vermag sich der Schaft wie ein prall gefüllter Schlauch auf-
recht zu halten. Die Blütenstiele verlängern sich nach dem Verblühen noch.
Bedeutung? Zugleich fließt ein weißlicher Milchsaft heraus. Solcher Saft findet
sich in allen Pflanzenteilen. Er hat einen scharfen, widerlichen Geschmack und
bildet ein Schutzmittel gegen manche kleine Tiere.
3. Die Blüte ist eine Korbblüte. (S. 35.) Jedes Blättchen hat oben die
Gestalt einer Zunge und ist unten wie eine Röhre geformt. Diese Röhre ist von
einem Haarkranze umgeben, der die Stelle des Kelches vertritt. Später wächst
der Fruchtknoten oben zu einem langen Stiele aus und hebt den Haarkelch in
die Höhe. Diese Kelche bilden in der Kindersprache die sogenannte „Laterne",
die auszupusten den Kindern viel Vergnügen macht. Da viele Blüten beiein-
ander stehen, so leuchten sie mit ihrer gelben Farbe weithin und laden die
Insekten zum Honigmahle. Diese stellen sich auch zahlreich ein.
S3. Husbreitung des Samens.
Es ist gar wunderbar, wie die Natur für die Ausbreitung des Samens
sorgt. So hat sie z. B. die Früchtchen des Löwenzahns mit einer zierlichen
Haarkrone versehen, und jeder leise Luftzug ist daher imstande, sie mit sich fort-
zuführen und anderswo einzupflanzen. Nicht selten treibt sie der Wind auf hohe
Mauern und Türme, und häufig beginnen sie dort zu wachsen, wenn sich nur
eine Handvoll Erde oder ein Mauerspalt darbietet. Die Früchte des Ahorns
und der Esche, die Samen der Kiefer und Birke sind mit Flügeln ausgestattet
und können daher ebenfalls leicht vom Winde bewegt werden. Bei Zweizahn,
Klette und Odermennig hängen sich die Samen mit ihren Häkchen an die
Kleider der Menschen oder an die Felle der Tiere und lassen sich so von Ort
zu Ort tragen. Auch der Eichelhäher trägt zur Verbreitung des Samens bei,
indem er nämlich im Herbste Vorräte von Eicheln in der Erde oft so gut ver-
birgt, daß er sie im Winter gar nicht wieder aufzufinden vermag. Samen vieler