Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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gestielt, die der Wintereiche nicht. Bei den Blättern ist es umgekehrt. Die 
Blätter der Wintereiche bleiben teilweise bis zum nächsten Frühjahre hängen. 
3. Gerbsäure. Alle Teile, besonders die Galläpfel, enthalten einen herben 
Saft: Gerbsäure. (Schutz gegen Tierfraß.) Die Galläpfel der in Asien wachsen- 
den Knoppereiche benutzt man zur Tintenbereitung, indem man den Saft mit 
Eisensalzen vermischt. (Gallustinte.) Vielfach bereitet man heute die Tinte aus 
Blauholz. Auch in der Rinde ist viel Kerbsäure enthalten; diese gebraucht der 
Lohgerber zum Gerben. Nachdem er die Häute enthaart und von Fleisch= und 
Fetteilen gereinigt hat, werden sie mit der in der Lohmühle gemahlenen Eichen- 
rinde, Lohe genannt, in einer Grube aufgeschichtet. Dann füllt man die Grube 
mit Wasser, das der Lohe die Gerbsäure entzieht. Die Gerbsäure dringt in die 
Poren der Felle ein, berbindet sich mit dem tierischen Leime zu einer unauflös- 
lsichen Masse und verwandelt so die weichen Häute in zähes Leder. 
96. Die Kiefer. II. (S. 22.) 
1. Zapfen. Aus den Stempelkätzchen der Kiefer haben sich während des 
Sommers grüne Zapfen entwickelt. Sie bestehen aus einer Spindel mit vielen 
Schupren Dechblsktern) die sich wie ein Schutzdach über die Samen legen. Im 
ersten Jahre stehen sie aufrecht, im zweiten aber wenden sie sich langsam nach 
unten. Ihre Schuppen öffnen sie erst im Frühlinge des dritten Jahres und ent- 
lassen dann den Samen, der sich mit seinem Flughäutchen wirbelnd dreht und 
vom Winde fortgetrieben wird. Während des nun folgenden Sommers ver- 
trocknen die Zapfen und fallen ab. 
2. Harz. Ritzt man den Stamm, so dringt ein Lebriger Saft hervor, ge- 
wöhnlich Harz, richtiger Terpentin genannt. Es schützt, wie das Kirschgummi, 
die Wunde vor Luftzutritt und Wundfäule. Durch Abdampfung des Terpentins 
mit Wasser gewinnt man Terpentinöl. Durch weiteres Erhitzen des Rück- 
standes erhält man Kolophonium. Bei der trockenen Abdampfung harzreichen 
Holzes erhält man neben Kienöl besonders Holzessig und Teer. Auch das weiße 
Pech wird durch Schmelzen aus dem Harze erzeugt. Vermischt man weißes 
Pech mit dem Rückstande der Teerabdampfung, so gewinnt man schwarzes Pech. 
Wird harzreiches Holz bei ungenügendem Luftzutritte verbrannt, so bildet sich 
Kienruß. 
97. Der HBalelstrauch. 
1. Kätzchenbildung im Herbste. Es ist Herbst. Der Haselstrauch aber scheint 
sich in der Jahreszeit geirrt zu haben; denn an seinen Zweigen haben sich 
bereits die neuen Staubkätzchen ausgebildet, als ginge es auf den Frühling los. 
Freilich, öffnen dürfen sie sich wegen der Kälte nicht, vielmehr sind sie durch 
Schuppen verschlossen. Erst die kommende Märzsonne entfaltet sie. Dann 
öffnen sich auch die Stempelblüten, die im Winter wohlverwahrt in Knospen 
ruhten, und lassen ihre Narben als purpurne Fäden hervortreten, um den 
Blütenstaub aufzufangen. 
2. Haselnüsse. Ihre harte Schale umschließt den süßen Kern, der die zu- 
künftige Pflanze in sich birgt. Die glockenförmige Schutzhülle, die die Nuß um- 
gibt, ist aus kleinen Schutzblättchen entstanden, die sich an der Stempelblüte 
Realienbuch A. (III. Naturgeschichte.) 24 6
	        
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