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genug ist, teilt sie sich in zwei lose zusammenhängende Querwände. Diese lockern sich
zuletzt so sehr, daß die Blätter durch ihre eigene Schwere vom Baume fallen.
2. Durch die Blätter, sowie durch dürre Reiser, Flechten und Moos wird der Wald-
boden mit einer dichten Streudecke versehen. Untersuchen wir die unterste Schicht der
Streudecke, so sehen wir, wie diese bereits in Verwesung übergegangen ist. Sie bildet
eine schwarze, erdige Masse, die man Humus nennt. Diese Humusdecke ist für den
Waldboden von größter Bedeutung; denn 1. ist sie ein Dungmittel für den Waldboden,
2. verhindert sie in Gebirgsgegenden, daß das Regenwasser zu schnell abfließt und die
Ackerkrume mit fortspült, 3. schützt sie den Waldboden vor zu schneller Verdunstung und
befördert die Quellenbildung, 4. dient sie zur Erhaltung einer gleichmäßigen Wärme des
Waldbodens. Im Sommer hält sie nämlich als schlechter Wärmeleiter die Wärme vom
Boden ab, im Winter läßt sie die vorher im Erdboden aufgespeicherte Wärme nicht so
schnell entweichen.
Pflanzenfamilien. 1. Nadelhölzer. (Zur Vergleichung: Kiefer LS. 22 und 811,
Fichte, Edeltanne, Weimutskiefer, Lärche, Wacholder, Taxus, Zeder.) Die meisten von
ihnen sind hohe Bäume mit geradem Stamme und schmalen, nadelförmigen Blättern.
Diese stehen bei der Kiefer zu zweien, bei der Weimutskiefer zu fünfen in einer häutigen
Scheide. Bei der Fichte sitzen sie einzeln rings um den Zweig, hauptsächlich aber zu
beiden Seiten. Auch bei der Edeltanne stehen sie einzeln in zwei Reihen, sind an der
Spitze ausgerandet und an der Unterseite mit zwei weißen Linien versehen. Die Nadeln
der Lärche wachsen in Büscheln und fallen alljährlich ab. — Die Staubblüten bilden
Kätchen, die Samenblüten dagegen Zapfen oder Beeren. Die Samen liegen nackt unter
holzigen oder fleischigen Deckblättern. Die Nadelwälder bilden die größten Wälder der
Erde, besonders im Norden und auf hohen Bergen.
2. Becherfrüchtler. (Zur Vergleichung: Eiche S. 27 und 801, Haselstrauch (S. 811,
Rotbuche, Weißbuche.) Es sind Bäume oder Sträucher, die hauptsächlich unsere Laub-
wälder bilden. Die Blüten slehen in Kätzchen und zwar Staub= und Stempelkätzchen auf
einem Stamme. (Einhäusige Pflanzen.) Die Frucht ist eine Auß, die in einem becher-
förmigen Näpfchen ruht. Der Nutzen ist sehr bedeutend.
3. Pilze. (Zur Vergleichung: Fliegenpilz [S. 82), Champignon, Steinpilz, Haus-
schwamm, Feuerschwamm (Zunder), Bovist, Morchel, Mutterkorn, Meltau IS. 751, Trüffel,
Kartoffelpilz S. 671, Hefepilz, Rost= und Brandpilze, Schimmelpilze.) Die Pilze sind die-
jenigen Sporenpflanzen, denen das Blattgrün fehlt. Sie können daher beim Wachsen das
Licht entbehren, vermögen aber nicht den rohen Nährstoff in Bildungsstoff zu verwandeln,
da ihnen wegen des mangelnden Blattgrüns die Fähigkeit fehlt, die Kohlensäure zu zer-
setzen. Deshalb gedeihen sie auch nur da, wo sie bereits die Nährstoffe in organischer
Verbindung, d. h. als Bildungsstoff, vorfinden, und schmarotzen entweder auf oder in
Pflanzen und Tieren oder auf verwesenden Stoffen. Ihres reichen Stickstoffs wegen sind
viele von ihnen sehr nahrhaft (Champignon, Steinpilz, Morchel, Trüffel, Reizker).
Anhang: Spaltpilze oder Bakterien. 1. Formen. Ihnen fehlt wie den Pilzen,
das Blattgrün; sie bilden aber keine verzweigten Fäden, sondern bestehen aus einzelnen
sehr kleinen Zellen verschiedener Form. Bringe einen Tropfen Wasser, in dem Pflanzen-
oder Tierreste gefault sind, bei starker Vergrößerung unter das Mikrosfkop. Man sieht
feine Kügelchen und Stäbchen in ganz schwach tanzender und korkzieherartig gewundene
Fädchen in schraubenartig drehender Bewegung. Ahnliche Formen zeigt uns der Zahn-
beleg, den wir, um die Bakterien gelb zu färben, mit einem Tropfen Jodlösung betupfen.
Hier finden sich auch größere Stäbchen. Die meisten Spaltpilze sind sehr klein; ihre
Sporen erweisen sich widerstandsfähig gegen Kälte, Wärme und Austrocknung; sie lassen
sich daher leicht durch die Luftbewegung verbreiten.
2. Bedeutung für die Natur und den Menschen. Da die Bakterien kein Blatt-
grün besitzen, so müssen sie sich von bereits gebildeten tierischen und pflanzlichen Stoffen
nähren. Sie verändern diese in mannigfacher Weise; so verursachen manche von ihnen
Fäulnis. Dadurch werden die faulenden Körper in Wasser und andere flüssige und luft-
förmige Stoffe zerlegt; lebtere veranlassen den unangenehmen Geruch. Aber durch diese
Tätigkeit sorgen die Bakterien dafür, daß die abgestorbenen Tiere und Pflanzen ver-