Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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förderten 25 Millionen Depeschen, deren Schrift durch Photographie um so 
viel verkleinert war, daß ein einziges Blättchen von 40 qmm 250 Depeschen 
enthielt und von mehr als 1000 Personen Nachricht brachte. Das Blättchen 
wird in einer Federspule eingeschlossen, die man dann an einer Schwanzfeder 
befestigt. Seitdem hat man in Berlin und in allen wichtigen deutschen Festungen 
Brieftaubenstationen eingerichtet. 
11. Der Seidenspinner. 
1. Züchtung. Die Heimat der Seidenraupe ist China. Die Ausführung 
war hier streng verboten. Im Jahre 536 aber brachten, wie die Sage erzählt, 
zwei Mönche Eier von Seidenraupen in ihren hohlen Stäben heimlich nach 
Konstantinopel. Von dort aus verbreitete sich der Seidenbau nach Italien, 
Spanien, Frankreich und Deutschland. Bei uns kann die Seidenraupe nur im 
Zimmer 
gezüchtet 
werden, 
da es ihr 
im Freien 
zu kalt ist. 
Im Juli 
legt das 
Weibchen 
bis 600 
Eier, die 
die Größe 
eines 
Steckna- 
delkopfes 
haben. Gleich darauf stirbt es, ohne Nahrung zu sich genommen zu haben. Auch 
das Männchen nimmt keine Nahrung zu sich. (Rüssel bei beiden verkümmert.) Die 
Eier werden während des Winters in trockenen, luftigen Kellern aufbewahrt, damit 
die Raupen nicht vor der Zeit auskommen. Im Frühlinge aber, sobald das 
Laub des Maulbeerbaums da ist, bringt man sie in eine warme Stube. Nach 
8—12 Tagen kriechen die kleinen, schwärzlichen Raupen aus, und man legt ihnen 
dann auf Hürden (Gestellen aus Latten) Blätter des Maulbeerbaums vor. 
2. Kokon. In Zwischenräumen von 6—7 Tagen häuten sich die Raupen 
viermal. (S. 52.) Etwa 9—10 Tage nach der letzten Häutung fangen sie an, 
sich einzuspinnen. Zu diesem Zwecke hat ihnen der Züchter Zweige, Hobelspäne 
oder Rapsstroh auf den Hürden ausgebreitet. An der Unterlippe öffnen sich die 
Ausführungsgänge zweier großer Drüsen, aus denen je ein Faden hervorgquillt. 
Nach etwa vier Tagen ist das Gespinst, der Kokon, fertig. Er hat ziemlich die 
Größe einer Walnuß und sieht gelblich aus. Nach etwa 15 bis 21 Tagen würde 
aus dem Kokon ein Schmetterling kriechen und das Gespinst zerstören. Ehe das 
geschieht, tötet man die Puppe im Kokon durch heiße Wasserdämpfe. Darauf 
legt man die Kokons in heißes Wasser, damit der Leim, der die einzelnen 
  
a. Raupe. b. Kokon. c. Puppe. d. Schmetterling.
	        
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