Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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Fadenwindungen verbindet, erweicht und die äußere, lockere Seide (Flockseide) 
losgelöst werde. Dann haspelt man den Faden ab. Er ist etwa 250—1000 m 
lang. Der Faden ist außerordentlich fein, weshalb man gleich die Fäden von 
3—30 Kokons zusammenlegt. Die abgehaspelte Seide heißt Rohseide. Sie wird, 
damit sie von dem ihr noch anhaftenden Klebstoffe befreit werde, gekocht, dann 
gefärbt und zu Zeugen verwebt. Zu einem seidenen Kleide sind etwa 12 bis 
15000 Kokons erforderlich. 
uuz. Die Stubenfliege. 
1. Körperbau. Die Fliege ist eine rechte Näscherin. Kaum ist der Milch- 
oder Honigtopf auf den Tisch gestellt, so fliegt sie herbei und tut sich gütlich. 
Sie hat die leckere Kost sofort bemerkt; denn sie kann sie mit ihren Fühlern 
riechen. Auch kann sie sehr gut sehen. Sie hat zwei große Augen. Jedes Auge 
hat an der Oberfläche 4000 sechseckige Flächen. Man nennt solche Augen Netz- 
augen. Beim Naschen streckt sie einen kleinen, zurückziehbaren Rüssel vor, 
taucht ihn in die Milch usw. und saugt die Flüssigkeit ein. Dieser Saugrüssel 
ist die Verlängerung der Unterlippe. Zum Stechen ist er 
nicht geeignet; denn er ist weich und läuft am Ende nicht 
spitz zu, sondern erweitert sich hier zu einem glockenförmigen 
Saugnäpschen. Bewundernswert ist besonders die Kunst der 
Fliege, an senkrechten, blanken Gegenständen, z. B. an 
Fensterscheiben, geschickt umherzulaufen oder ruhig zu sitzen. 
Die Fußballen sind nämlich mit vielen Härchen besetzt. 
Diese bilden kleine Röhrchen, die eine Flüssigkeit absondern. 
Durch diese Flüssigkeit hält sie sich fest. Oft streicht sie mit 
den Vorderfüßen Augen und Flügel. Sie tut dies, um 
diese vom Staube zu reinigen. 
2. Tod und Vermehrung. Die meisten Fliegen sterben 
zitere im Herbste; nur wenige überwintern hier und da in Stuben 
8 — 4. Wiier oder warmen Viehställen. Mit Eintritt des Frühjahrs suchen 
scelek, m. nundöfnun? sie das Freie auf, sonnen sich und beginnen bald das Brut- 
geschäft. Das Weibchen legt seine Eier in Klümpchen von 
60—70 Stück in Mist, Fleisch, unsaubere Spucknäpfe, an tote Tiere usw. 24 Stunden 
nachher kriechen die fußlosen Maden aus. Die Made sucht sich nach etwa acht 
Tagen einen trockenen, nicht sonnigen Ort aus, zieht sich zusammen und ver- 
wandelt sich in ein rotbraunes Tönnchen. Darin entwickelt sich innerhalb 
14 Tagen die Fliege. Da in einem Sommer 4—5 Bruten auskommen, so 
darf man sich über die große Anzahl der Fliegen im Spätsommer nicht 
wundern. 
3. Das Summen der Fliegen entsteht z. T. durch die schnellen Schwingungen 
der Flügel und der Schwingkolben, die unter den Flügeln sitzen und als ver- 
kümmerte Hinterflügel angesehen werden, z. T. aber auch durch die Atemlöcher 
der Brust. Indem nämlich die Fliege die Luft durch die Atemlöcher von innen 
nach außen preßt, entsteht, ähnlich wie beim Singen des Menschen, ein Ton. 
Er ist aber höher als der durch die Flügel erzeugte Flugton. 
 
	        
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