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er geschwind davon. Merkt er, daß die Gefahr nicht allzu groß ist, so setzt er sich auf
der Flucht auch wohl öfter auf die Hinterbeine („macht Männchen“), lauscht und
äugt umher. Den schnellfüßigen Hunden schlägt er nicht selten ein Schnippchen,
indem er plötzlich rechts oder links im spitzen Winkel abbiegt oder, wie der
Jäger sagt, einen-Haken lchlägt. Die Hunde schießen dann an ihm vorbei, und
der Hase hat so einen Vorsprung gewonnen. Die Schärfe des Gesichtes wird
von manchen Seiten angezweifelt; hören aber kann er mit seinen langen
Löfjeln“ fehr gut, so daß er selbst im Schlafe die Gefahr nierkt.
2. Bei der Mahlzeit. Erst in der Dämmerstunde verläßt der Hase sein
Lager, um seiner Nahrung nachzugehen. Diese besteht namentlich aus auf-
keimendem Grase und Getreide, aus Kohl, Rüben, Raps u. dgl. Wenn der
Schnee die Felder bedeckt, kommt „Lampe“ gern in die Kohlgärten und tut
sich hier gütlich. In der Not aber stillt er seinen Hunger auch mit der Rinde
junger Wald= und Obstbäume, wodurch er oft nicht unbedeutenden Schaden an-
richtet. Zum Abnagen der Rinde hat er sehr scharfe, meißelförmige Nagezähne;
vier sitzen im Oberkiefer (zwei große und dahinter zwei kleine) und zwei im
Unterkiefer. Diese Zähne nutzen sich an der Schneide durch das Nagen be-
deutend ab, wachsen aber von der Wurzel aus beständig nach. Fällt ein Nage-
zahn aus, so wird der gegenüberstehende nicht mehr abgenutzt und oft so ver-
längert, daß das Maul nicht mehr geschlossen werden kann. Dann muß der
Hase sterben. Die gespaltene Oberlippe (Hasenscharte) erleichtert das Nagen.
Die Backenzähne jedes Kiefers bilden eine breite Kaufläche mit gquergestellten
harten Kanten. Dadurch, daß die Unterkiefer sich in der Längsrichtung bewegen,
wird die Nahrung fein gekaut.
3. In der Kinderstube. Hinterm Busche oder Dornenstrauch ist die Wiege
der jungen Häslein. Jede Häsin bekommt jährlich, März bis August, regelmäßig
viermal Junge, im ganzen 8—10. Sie verweilt höchstens eine Woche bei den
Kleinen; dann bleiben diese sich selbst überlassen. Nur von Zeit zu Zeit kommt
sie zu den Jungen zurück, lockt sie durch eigentümliches Geklapper mit den
Löffeln, die sie dabei zusammenschlägt, und säugt sie. In der Gefahr läßt sie
die Jungen bald im Stiche. Doch hat man auch gesehen, daß sie sie gegen
Raubvögel und Raben verteidigt. Der Hasenvater flieht nur vor überlegenen
Feinden. Gegen seinesgleichen wehrt er sich mit Maulschellen.
116. Kräben.
1. Nebelkrähe. Wenn in Feld und Wald alles zugeschneit ist, dann stellt
sich auf unseren Höfen ein Vogel als Bettler ein und sieht zu, ob dort nicht
einige Knochen mit Fleischüberresten, Kartoffeln, Brotstückchen u. dgl. liegen.
Es ist die Nebelkrähe. Ihren Namen hat sie von ihrem nebelgrauen Kleide
(Schutzfärbung); nur Kopf, Brust, Flügel und Schwanz sind schwarz. In
manchen Gegenden Deutschlands sehen wir sie nur im Winter. Sie bewohnt
nämlich von Deutschland hauptsächlich den Norden und Osten, außerdem aber
auch andere Länder, z. B. Schweden. Zum Winter aber zieht sie etwas weiter
südlich. Im Sommer hält sie sich auf dem Felde auf. Schon vor Tages-