Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

III — 10 — 
er geschwind davon. Merkt er, daß die Gefahr nicht allzu groß ist, so setzt er sich auf 
der Flucht auch wohl öfter auf die Hinterbeine („macht Männchen“), lauscht und 
äugt umher. Den schnellfüßigen Hunden schlägt er nicht selten ein Schnippchen, 
indem er plötzlich rechts oder links im spitzen Winkel abbiegt oder, wie der 
Jäger sagt, einen-Haken lchlägt. Die Hunde schießen dann an ihm vorbei, und 
der Hase hat so einen Vorsprung gewonnen. Die Schärfe des Gesichtes wird 
von manchen Seiten angezweifelt; hören aber kann er mit seinen langen 
Löfjeln“ fehr gut, so daß er selbst im Schlafe die Gefahr nierkt. 
2. Bei der Mahlzeit. Erst in der Dämmerstunde verläßt der Hase sein 
Lager, um seiner Nahrung nachzugehen. Diese besteht namentlich aus auf- 
keimendem Grase und Getreide, aus Kohl, Rüben, Raps u. dgl. Wenn der 
Schnee die Felder bedeckt, kommt „Lampe“ gern in die Kohlgärten und tut 
sich hier gütlich. In der Not aber stillt er seinen Hunger auch mit der Rinde 
junger Wald= und Obstbäume, wodurch er oft nicht unbedeutenden Schaden an- 
richtet. Zum Abnagen der Rinde hat er sehr scharfe, meißelförmige Nagezähne; 
vier sitzen im Oberkiefer (zwei große und dahinter zwei kleine) und zwei im 
Unterkiefer. Diese Zähne nutzen sich an der Schneide durch das Nagen be- 
deutend ab, wachsen aber von der Wurzel aus beständig nach. Fällt ein Nage- 
zahn aus, so wird der gegenüberstehende nicht mehr abgenutzt und oft so ver- 
längert, daß das Maul nicht mehr geschlossen werden kann. Dann muß der 
Hase sterben. Die gespaltene Oberlippe (Hasenscharte) erleichtert das Nagen. 
Die Backenzähne jedes Kiefers bilden eine breite Kaufläche mit gquergestellten 
harten Kanten. Dadurch, daß die Unterkiefer sich in der Längsrichtung bewegen, 
wird die Nahrung fein gekaut. 
3. In der Kinderstube. Hinterm Busche oder Dornenstrauch ist die Wiege 
der jungen Häslein. Jede Häsin bekommt jährlich, März bis August, regelmäßig 
viermal Junge, im ganzen 8—10. Sie verweilt höchstens eine Woche bei den 
Kleinen; dann bleiben diese sich selbst überlassen. Nur von Zeit zu Zeit kommt 
sie zu den Jungen zurück, lockt sie durch eigentümliches Geklapper mit den 
Löffeln, die sie dabei zusammenschlägt, und säugt sie. In der Gefahr läßt sie 
die Jungen bald im Stiche. Doch hat man auch gesehen, daß sie sie gegen 
Raubvögel und Raben verteidigt. Der Hasenvater flieht nur vor überlegenen 
Feinden. Gegen seinesgleichen wehrt er sich mit Maulschellen. 
116. Kräben. 
1. Nebelkrähe. Wenn in Feld und Wald alles zugeschneit ist, dann stellt 
sich auf unseren Höfen ein Vogel als Bettler ein und sieht zu, ob dort nicht 
einige Knochen mit Fleischüberresten, Kartoffeln, Brotstückchen u. dgl. liegen. 
Es ist die Nebelkrähe. Ihren Namen hat sie von ihrem nebelgrauen Kleide 
(Schutzfärbung); nur Kopf, Brust, Flügel und Schwanz sind schwarz. In 
manchen Gegenden Deutschlands sehen wir sie nur im Winter. Sie bewohnt 
nämlich von Deutschland hauptsächlich den Norden und Osten, außerdem aber 
auch andere Länder, z. B. Schweden. Zum Winter aber zieht sie etwas weiter 
südlich. Im Sommer hält sie sich auf dem Felde auf. Schon vor Tages-
	        
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