Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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anbruch begibt sie sich in Gesellschaft mit ihresgleichen hierher. Sobald die 
Schar angekommen ist, verteilt sie sich. Die einen folgen dem Pfluge des Land- 
manns und suchen in der frischen Furche nach Regenwürmern und Engerlingen, 
die anderen streifen die Wiesen, die Ufer der Bäche usw. nach Schnecken und 
kleinen Fröschen ab, noch andere lauern vor den Mauselöchern den Feldmäusen 
auf. Eine Krähe frißt an einem Tage wohl 10—20 Mäuse. Sie ist also sehr 
nützlich. Um Mitteg sammeln sich die Krähen auf benachbarten Feld-- oder 
Waldbäumen und ruhen dann eine Zeitlang. Nachmittegs aber beginnen sie 
ihre Jagd aufs neue. Gegen Abend begeben sie sich in großen Gesellschaften 
nach ihren gemeinschaftlichen Schlafstätten, wozu sie hohe Bäume wählen. 
2. Zug-, Strich= und Standvögel. Die Zugvögel ziehen zum Winter weit 
don ihrer Heimat weg, meist übers Meer nach Süden. (Schwalbe, Storch.) 
Strichvögel verlassen zwar ihre Wohnplätze im Winter auch, sobald es ihnen 
an Nahrung mangelt; aber sie streifen nur in benachbarten Gegenden umher. 
(Nebelkrähe, Meise, Specht, Goldhähnchen.) Die Standvögel bleiben dagegen 
Sommer und Winter in derselben Gegend. (Eule.) " 
3. Rabenkrähe und Saatkrähe. Die Rabenkrähe sieht ganz schwarz aus 
und wohnt mehr im Westen (Westdeutschland, Frankreich und Spanien). Die 
Nebelkrähe degegen verbreitet sich mehr in Ostdeutschland, Schweden, südwärts 
bis Griechenland und Süditalien. Im Grenzg'biete (Elbgegend) kommen beide 
Arten vor und paaren sich zuweilen. In der Lebensweise stimmen beide ziemlich 
überein. — Die Saatkrähe hat stahlblaues Gefieder. Am Schnabelgrunde hat 
sie im Alter eine nackte Haut, da sie die Federborsten dort vom Bohren in die 
Erde und vom Schnabelwetzen verloren hat. Sie baut im Walde in Gesell- 
schaften (Kolonien). 
17. Die Kohlmeile. 
1. Kletterkünstler. Die Kohlmeise versteht sich meisterhaft aufs Klettern. 
Sie übertrifft darin selbst den Specht, obwohl sie weder Kletterfuß noch Kletter- 
schwanz hat. So kann sie z. B. mit den lutzen Beinen und spitzen Krallen. 
den Baum ebenso gewandt hinauf= wie 
hinablaufen, während doch der Specht 
nur baumaufwärts zu laufen vermag 
(S. 117). Ihr größtes Kunststück aber 
besteht darin, daß sie sich, mit dem 
Rücken nach unten, an der äußersten 
Spitze eines dünnen Zweiges festhalten 
kann, mag dieser auch noch so sehr hin 
und her schwanken. 
2. Insektenjäger. Durch ihre Kletter- 
kunst ist die Kohlmeise ganz besonders 
zum Insektenjäger geeignet. Jeden Zweig, 
jede Ritze durchsucht sie nach Käfern, Raupen oder Insekteneiern. Bald sitzt 
sie oben, bald unten am Baume. Ihr unersättlicher Megen läßt sie keinen 
Augenblick zur Ruhe kommen. Besonders meisterhaft versteht sie es, die stein- 
harten Eier des Ringelspinners loszuhacken, obgleich sie so fest an die Rinde 
  
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Der Ringelspinner.
	        
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