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setzt und noch weniger um Geld an den Meistbietenden vergeben werden, da so oft
ganz Unwürdige die Bischofsstühle einnahmen. Geistliche Stellen sollten nur von
Geistlichen vergeben werden.
3. Gregor VII. Zu jener Zeit (1073) bestieg Hildebrand, der Sohn eines
Zimmermanns, als Gregor VII. den päpstlichen Stuhl. Durch ihn wurde die
päpstliche Macht auf den höchsten Gipfel erhoben. „Der Papst,“ sagte er, „ist der
Stellvertreter Gottes auf Erden. Er allein kann sich der kaiserlichen Abzeichen be-
dienen; seine Füße haben alle Fürsten zu küssen. Seine Name allein darf in dem
Kirchengebet genannt werden, und kein Name in der Welt ist dem seinigen an die
Seite zu stellen. Er kann Kaiser absetzen und Untertanen von der Pflicht gegen
abtrünnige Fürsten entbinden. Alle Königreiche sind Eigentum oder doch Lehen
der römischen Kirche.“
Bis dahin hatte der Papst als weltlicher Fürst dem Kaiser den Lehnseid ge-
leistet. Gregor forderte dagegen umgekehrt, daß ihm der Kaiser Treue schwören
solle, und behauptete, daß Otto I. bereits dem Papste einen solchen Eid geleistet
habe. Um nun die Kirche ganz vom Staate abzulösen, gebot er: 1. kein geistliches
Amt sollte mehr um Geld verkauft werden (Simonie, Apost.-Gesch. 8);
2. der Papst allein und kein Fürst dürfe Bischöfe ernennen und ihnen
die Zeichen ihrer MWürde, Ring und Stab, geben (Investitur); 3. kein
Geistlicher sollte verheiratet sein (Zölibat).
Zu solchem kühnen Vorgehen ermutigte ihn besonders noch der Umstand, daß
er es mit einem sehr jungen und — wie er glaubte — sehr schwachen König zu tun
hatte: Heinrich IV.
a. Beinrich IV. 1056—1106.
1. Heinrich III. Heinrich IV. stammte aus dem fränkischen Kaiserhause, das
mit Konrad II. (1024—1039) den Thron bestieg. Auf Konrad folgte sein Sohn
Heinrich III. (1039—1056). Er war ein sehr kirchlicher Mann, behauptete aber
seine Herrschaft über die Kirche und setzte Päpste ein und ab. Nach seinem früh-
zeitigen Tode aber stieg die Macht des Papstes um so höher. Sein Sohn war Hein-
rich IV.
2. Jugend. Heinrich war erst sechs Jahre alt, als sein Vater starb. Seine
Mutter übernahm deshalb die Regierung für ihn. Sie stützte sich nicht auf die Her-
zöge und Bischöfe, sondern gestattete anderen Ratgebern Einfluß auf die Regierung.
Das erregte die Eifersucht der Großen des Reiches. Der mächtigste unter ihnen,
der herrschsüchtige D n bemächtigte sich durch einen Ge-
waltstreich des jungen Königs und damit der Herrschaft.
Die Kaiserin weilte nämlich einst mit ihrem Sohne auf einer Rheininsel, die heute einen
Teil der Stadt Kaiserswerth bildet. Dahin begab sich auch Anno mit den beiden sächsischen
Grafen Ekbert von Braunschweig und Otto von Nordheim. Während die Kaiserin bei Tische
saß und sich mit den fröhlichen Gästen unterhielt, lockte Anno den jungen König auf sein herr-
liches Schiff und — fuhr mit ihm davon. Als der elfjährige Heinrich merkte, daß man ihn
entführen wollte, weinte er und flehte, man möchte ihn bei seiner Mutter lassen. Aber ver-
gebens. Da sprang er in der Angst seines Herzens über Bord. Graf Ekbert von Braunschweig
aber sprang ihm nach und rettete ihn.
Anno ließ den jungen Heinrich sehr streng erziehen. Nicht allzulange jedoch
sollte er den Knaben bei sich behalten. Er erhielt nämlich einen schlauen und ge-