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traͤgt einen herzförmigen Federkranz, den Schleier. Diesen kann die Eule be—
wegen und so gleichsam „Grimassen schneiden'. (Schreckmittel.) Der Fuß ist
fast bis an die Zehen dürftig mit borstenähnlichen Federn besetzt, so daß er wie
mit Haaren bewachsen zu sein scheint und an den Fuß einer Katze erinnert.
2. Körperbau, zum Rauben geeignet. Die Eule gehört zu den Raub-
vögeln. Sie nährt sich vorzugsweise von Mäusen und Spitzmäusen und ist des-
halb genötigt, fleißig Jagd auf diese Tiere zu machen. Dazu ist der Ober-
schnabel hakenförmig gekrümmt und sehr spitz, wodurch er sich zum Festhalten
und Töten der Beute eignet. Die Beine sind durch ihre langen Zehen und
spitzen Krallen zum Ergreifen der Beute wie geschaffen. Die eine Zehe ist eine
Wendezehe. (S. 30.) Der Flug ist wegen des weichen, lockeren Gefieders,
namentlich der Flügel, fast unhörbar. Deshalb kann sich die Cule, ohne be-
merkt zu werden, der feinhörigen Maus leicht nähern. Dazu hat sie ein äußerst
feines Gehör, das feinste unter allen Vögeln. Eine eigentliche Ohrmuschel fehlt
zwar, wie bei allen Vögeln. Dagegen befindet sich jederseits am Kopfe eine
große Ohröffnung. In der Ruhe wird dieselbe durch einen häutigen Deckel ge-
schlossen. Während des Fluges aber klappt dieser nach vorn und gestaltet sich
so zu einer förmlichen Muschel, die noch durch den Schleier vergrößert wird.
Das Auge sieht scharf, auch in nicht zu dunkler Nacht. Zum Sehen in diesem
Halbdunkel muß das Auge möglichst viele Lichtstrahlen aufnehmen können. Dies
ist dadurch möglich, daß das Sehloch (Pupille) seir erweiterungsfähig ist. Darum
ist auch das Auge sehr groß. Am Tage kann die Eule das Sehloch bis auf eine
kleine Offnung verengen. (Warum ist das notwendig? Vgl. S. 86 „Katze"!)
Sie jagt vorzugsweise bei Mondschein. Oft schleppt sie einen ganzen Vorrat
von Mäusen zusammen, besonders vor Eintritt stürmischen Wetters, da sie bei
diesem nicht gern jagt.
3. Nutzen. Die Eule überfällt zwar hin und wieder einen schlafenden
Vogel, aber dennoch ist sie durch die Massenvertilgung der Mäuse und Maikäfer
ein überaus nützlicher Vogel. Daß sie vorzugsweise schädliche Tiere vertilgt,
kann man deutlich aus dem Gewölle ersehen, das man häufig vor dem Neste
findet. Es besteht aus wurstförmigen Ballen, die die unverdaulichen Teile der
verschluckten Nahrung (Haare, Knochen) enthalten. Leider wird die Eule immer
noch von törichten Leuten getötet und ans Scheunentor genagelt, damit der —
Blitz nicht einschlage.
4. Aufenthalt. Die Schleiereule wohnt gern in Türmen und Scheunen.
Mauerlöcher usw. (Eier weiß. Schuyfarbe bei Höhlenbrütern nicht nötig. Vgl.
dagegen S. 211)) Am Tage ruht sie mit geschlossenen Augen auf dem Gebälke.
Ihr Schlaf ist äußerst leise. Naht sich ein Mensch, so fliegt sie nicht gleich fort,
sondern glotzt ihn groß an. Sobald sie aber Gefahr merkt, huscht sie zum Flug-
loche hinaus.
120. Der Cotengräber.
1. Bersammlung bei der Tierleiche. (Farbentafel!) Wo ein toter Vogel, eine
Maus oder eine andere Tierleiche im Garten oder auf dem Felde liegt, da stellt sich
gewöhnlich der Totengräber ein. Das ist ein Käfer, der leicht an seinen kurzen,