Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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schließen sich zahlreiche platte Glieder an, zuweilen 6—800, so daß das Tier 
nicht selten eine Länge von 2—4 m erreicht. Die Glieder bilden sich nach und 
nach in der Weise hintereinander, daß das am Kopfe sitzende Glied stets das 
jüngste, das letzte aber das älteste Glied ist. 
2. Verwandlung. Die ältesten Glieder lösen sich, wenn sie reif sind, vom 
Bandwurme los und gelangen, jedes Glied mit etwa 500 Eiern beladen, mit 
dem Kote nach außen. Hier kriechen sie zuweilen eine Zeitlang umher; bald 
« «-slsterbensIeDIeHautverwestdadurchwerden 
die Eier frei. Da die Schweine mit großer 
Gier im Kote wühlen, so gelangen solche Eier 
nicht selten in den Magen eines Schweines. 
Dort wird der Keimling, ein kleines Bläschen 
mit sechs Haken, frei, geht in den Darm, 
durchbohrt diesen und gelangt schließlich durch 
das Blut ins Muskelfleisch, wo er sich zu 
ciner erbsengroßen „Finne“ (Blasenwurm) 
ausbildet. Wird solches finnige Fleisch von 
z. - -- --.einemMenfchengenossen,soentwickelnsich 
A. Kopf des Bandwurms mit dem die Finnen in seinem Körper wieder zu Band- 
loelten Oalenkranze. und sie würmern. Auch in dem Körper der Hunde, 
zunen ellerz erg.). Katzen, Fische usw. leben Bandwürmer. Bei 
allen Arten ist zu ihrer Verwandlung fast 
immer ein „Zwischenwirt“ nötig, in dem sich die Finnen entwickeln können. Die 
Finnen aber bilden sich nur dann zu Bandwürmern aus, wenn sie wieder in den 
Körper derjenigen Tierart gelangen, von der die eierlegenden Glieder ausgeschieden 
sind. Beim gestreiften Menschenbandwurme ist dieser „Zwischenwirt“ das Rind, 
beim Katzenbandwurme die Maus. Die Eier des Hundebandwurms entwickeln sich 
im Gehirn des Schafes zu Quesen oder Drehwürmern, die nicht selten die Größe 
eines Hühnereis erreichen und die Drehkrankheit der Schafe verursachen. Die Schafe 
senken anfangs den Kopf und drehen sich später wie taumelnd immer im Kreise 
herum. Die Finne des nur wenige Millimeter langen Hülsenwurms, der im 
Dünndarme der Hunde lebt, wächst im Körper des Menschen oder in dem mancher 
Säugetiere (Rind), (Lunge und Leber) zu einer zusammenhängenden Kolonie 
aus, indem aus der Wand Hunderte von Bandwurmköpfen hervorknospen. Sie 
erreicht so die Größe eines Kinderkopfes und führt gewöhnlich den Tod herbei. 
Es ist daher gefährlich, mit Hunden zu spielen und namentlich, sich von ihnen 
belecken zu lassen. 
   
142. Die Trichine. 
Die Trichine ist so klein, daß man sie mit bloßem Auge gar nicht sehen 
kann. Sie findet sich im Fleische der Schweine. Woher die Schweine sie be— 
kommen, weiß man nicht genau. Einige meinen, von den Ratten. Andere be- 
streiten dies. Jedenfalls ist ein Beweis noch nicht erbracht. — Die in den 
Muskeln des Schweines lebenden Trichinen rollen sich im Alter von 3—5 Wochen 
wie eine Uhrfeder zusammen und umgeben sich mit einer kalkartigen Kapsel (k). 
Genießen wir solches trichinenhaltige Fleisch, so löst sich die Kapsel in unserem
	        
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